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Die Entwicklung des Postwesens in Rossbach gestaltete sich folgendermaßen:
Bis 1850 gab es in Rossbach nur eine Briefsammelstelle (seit ungefähr 1830). Die gesammelten Briefe wurden vermutlich nach Asch weiterbefördert.
Am 15. 12. 1850 wurde durch die großen Bemühungen des Fabrikanten Christoph Rank (* 23. 10. 1814, † 13. 7. 1886) eine Post-Expositur gegründet. Er wurde Leiter dieser Expositur. Ihm verdanken wir die Postverbindung zwischen Rossbach und Oelsnitz in Sachsen mittels Postboten (Hundegespann). Sie bestand bis in die achtziger Jahre. Auch die Post nach Elster wurde ursprünglich so befördert (Postwendel, Rudolf Baumann). Infolge Eröffnung der Bahnlinie Roßbach - Adorf am 7. September 1906 erübrigte sich dieser Postbotendienst. Er wurde nur insofern noch einmal täglich aufrechterhalten, indem die Abendpost (Briefe) um 17 Uhr abgeschlossen und bereits um 18 Uhr beim Postamt Bad Elster abgeführt sein mußte. Robert Lederer besorgte diesen Gang bis zu Beginn des 1. Weltkrieges (1914-1918). Die Post-Expositur war im Hause Nr. 44 untergebracht (Hauptstraße neben dem Bürgermeisteramt). Nach der Umsiedlung des Postamtes war in diesem Hause die erste Rossbacher Apotheke untergebracht. Das Anwesen wurde in der Nachkriegszeit abgerissen. Nachfolger von Rank war Wolfgang Ludwig 1882-1883.
Die erste Poststation in Rossbach, Hauptstrasse Nr. 44 (das zweite Haus von links)
Die Einfahrt der ersten Poststation
Postamt III. Klasse wurde aus der Expositur im Jahre 1883. Erster k. k. Postmeister in Rossbach war Karl Wichera 1883-1886. (In Asch seit 1874 ärarisches Postamt mit k. u. k. Postmeister; k. u. k. = kaiserlicher und königlicher). Unter der Amtszeit des 1. Postmeister wurde die Bahn von Rossbach nach Asch am 26. 9. 1885 eröffnet. Das Postlokal sowie Wohnung des Postmeisters waren nun im Hause in der Mühlgasse Nr. 36 untergebracht - der Besitzer des Hauses war damals Firma C. R. Müller (später Robert Wunderlich bis 1946, abgerissen in den 1960er Jahren).
Das zweite Postamt in Rossbach, Mühlgasse Nr. 36
Am 17. 1. 1887 zog Karl Wagner als k. k. Postmeister in Rossbach ein und übernahm Postamtsraum und Wohnung von seinem Vorgänger. Um 1890 dürfte die Übersiedlung der Post zur Ortsmitte erfolgt sein, und zwar in das in der Schützenstrasse gelegene kleine Wohnhaus Nr. 268 (keine zeitgemäße Aufnahme bekannt, das Häuschen steht jedoch bis Heute), der Besitzer des Hauses war Friedrich Uebel. Im Jahre 1890 dürfte der Morsetelegraph in Anwendung gekommen sein. Das Postamt konnte bereits 1892 folgende „Einheiten” (Ausweis für ein Jahr) aufzeigen: Briefpostsendungen: aufgegeb. 58 900, abgeg. 65 700; Fahrpostsendungen: aufgeg. 2 250, abgeg. 4 795; Telegramme: aufgeg. 746, abgen. 691; Geldverkehr: Einnahmen: 253.384 fl. Ausgabe: 72.479 fl. (fl = österr. Gulden).
Einst drittes Postamt in Rossbach; Zustand Herbst 2018 © Thonbrunn
Postmeister Karl Wagner
Postamt II. Klasse erhielt Rossbach im Jahre 1894. In diesem Jahre erfolgte die Übersiedlung der Post und des Postmeisters in sein Eigenheim Nr. 446 (letzter Besitzer: Dr. Otto Hofmann). Die Post verkehrte hier bis 1922. Um 1900 hatte das Postamt die letzte und zugleich höchste Stufe erreicht: Postamt I. Klasse. Die Post fuhr jetzt zweimal täglich nach Asch. 1 Postillion war Krippner, 2. Adolf Gamnitzer, 3. Christoph Bloß. Im Jahre 1904 kam die Telefonverbindung nach Rossbach. Nun wuchsen auch die Räume für Postzwecke und die Zahl der Angestellten und Beamten. Die Postangestellten waren: Ernst Vogel (1900-1920), Rudolf Baumann (1900-1923), Robert Lederer (1900-1926), Karl Vogel (1907-1940), Gustav Lederer (1919-1938) , Robert Märtyrer (bis 1946). Ungefähr zehn Jahre vor der Pensionierung ist Karl Wagner zum Oberpostmeister ernannt worden. Sein Nachfolger Rudolph Anton übernahm das Postamt am 25. 10. 1921 und führte es bis 1. 12. 1925.
Die vierte Postgebäude in Rossbach, Nr. 446 ist mit dem Pfeil gekennzeichnet
Am 9. 12. 1922 zog die Post in das Uebels Haus Nr. 10 am Parkplatz. Am 30. 4. 1930 brannte die Post im Uebels-Hause aus und kam vorübergehend ins alte, inzwischen leer stehende Pfarrhaus Am Kirchberg Nr. 41. Von 1926 bis 1936 amtierte in Roßbach Hugo Rans.
Das fünfte Postamt in Rossbach wurde in der Nr. 10 untergebracht (mit dem Pfeil gekennzeichnet)
Der Brand der Postgebäude in der Nr. 10 am 30. 4. 1930
Das alte Pfarrhaus am Kirchberg Nr. 41, mit dem Pfeil gekennzeichnet, rechts davon das alte Rossbacher Schulhaus
In den 1930er Jahren ließ die Gemeinde eine würdige, neue Postgebäude in Ortsmitte erstehen. Mit dem Bau wurde 1934 begonnen. Die neue Post in der Nr. 760 wurde im Jahre 1936 in Betrieb genommen. Dieses Postamt ist bis heute in Betrieb. Die Postdirektion zahlte dafür zehn Jahre lang Miete und anschließend wurde die Gebäude an die staatliche Post übergeben. Von 1936 bis Juli 1938 führte das Roßbacher Postamt tschechischer Postmeister Vojtech Nemec. Nach dem Anschluß des Sudetenlandes zum Dritten Reich leitete die Post bis 1939 Eduard Wunderlich, ihm folgte Wenzel Weps und in den letzten Jahren bis Mai 1945 ein Postsekretär aus dem Altreich.
Die letzte, siebte Postgebäude in Rossbach, Nr. 760 kurz nach dessen Eröffnung
Heutiger Zustand der Rossbacher Postgebäude, 2018 © Thonbrunn
Nach dem Kriegsende 1945 wurde das Postverkehr von Tschechen übernommen. Bis zur Vertreibung der Deutschen Bevölkerung 1946 führte das Rossbacher Postamt Postmeister Kutschera. Über die tschechischen Nachkriegszeit-Postmeister ist uns leider nichts näheres bekannt (wird hoffentlich ergänzt).
Die Rossbacher Postmeister:
Pos. | Postmeister | Dienstraum |
---|---|---|
1 | Christoph Rank | 1850 - 1882 |
2 | Wolfgang Ludwig | 1882 - 1883 |
3 | Karl Wichera | 1883 - 1886 |
4 | Karl Wagner | 1887 - 1921 |
5 | Rudolph Anton | 1921 - 1925 |
6 | Hugo Rans | 1926 - 1936 |
7 | Vojtech (Adalbert) Nemec | 1936 - 1938 |
8 | Eduard Wunderlich | 1938 - 1939 |
9 | Wenzel Weps | 1939 - 194? |
10 | ?? Reich-Postsekretär | bis Mai 1945 |
11 | Kutschera | 1945 - 1946 ?? |
Die sieben Rossbacher Postämter:
... und noch ein Beispiel von täglichem Verkehr
des Rossbacher Postamtes:
Rossbacher Postamt war auch für die benachbarte Orte Thonbrunn, Friedersreuth und Gottmannsgrün zuständig. Das Tagewerk der „Postler” fing sehr früh an; 15 Minuten nach 4 Uhr mußte zuständiger Postangestellte bei der Bahn sein, um die Post abzuholen; im Postamte folgte dann das Sortieren. Inzwischen wurden um 5 Uhr morgens die Pakete eingeladen; gegen 6.30 Uhr fuhr die Post ab. Hier und da war die Fahrt nicht ungefährlich. Im Längenauer Wald und zwischen Thonbrunn und Sorg sprang manchmal einer aus dem Waldrand hervor und versuchte, den Kutscherbock zu erklettern. Ein Peitschenhieb, ein Schnalzer zu den Pferden und schon galoppierten Roß und Wagen davon. Die Wertsendungen und Geldbriefbeutel lagen wohlverwahrt im Geheimfach; so geschah es ungefähr bis zum Ende des 19. Jahrhunderts. Nach dem Erbau der Eisenbahnlinie Asch - Rossbach wurden die Postsachen nur bis zum Rossbacher Bahnhof transportiert.
Nun wurde der Tagesdienst fortgesetzt. Um 7 Uhr hatten alle Postangestellten im Amte zu sein. Jeder sortierte erst seinen Rayon, übernahm vom Postbeamten die Gelder zur Auszahlung und marschierte um 8 Uhr hinaus in sein Arbeitsgebiet. Insgesamt waren fünf Bestellrayone.
Tour I: Unteres Dorf, Schmalzgrube, Maierhof und Schützenplatz - zweimal täglich.
Tour II: Mitteldorf, Oberdorf, Neustadt, Finke, obere und untere Einöde - zweimal täglich.
Tour III: Bahndienst, Galgendorf, Pfannenstiel - zweimal täglich.
Landtour I: Bahnelbrück, oberer Neubau, Friedersreuth, Alte Grün, Ziegenrück, Unter-Gottmannsgrün, Kaiserhammer, Mökkels- und Froschhäuser, Ober-Gottmannsgrün einmal täglich, gegen 17 Uhr abends zu Ende. Der 1. Landbriefträger war Ritter aus Gottmannsgrün.
Landtour II: Bahnelhäuser, Brennviertel, Ziegelhütte unterer Neubau, Neuenteich und ganz Thonbrunn, einmal täglich. Ende der Tour 15 Uhr nachmittags und anschließend noch Dienst im Amte bis 17 Uhr.
Gewöhnlich waren noch Telegramme zum Austragen und wenn kein „Briefträger” anwesend war, sprangen die Postkinder mit den Telegrammen zu den Fabrikherren und wurden von diesen ganz schön belohnt.
Verfolgen wir imaginär der Werktag eines Briefträgers: Der Postangestellte erschien bei dem Frühzug um 6.45 Uhr und übernahm Geldbeutel, Briefpost in vielen Säcken und Pakete. Mittels Pferdegespann (später vom Spediteur Johann Jäckel aus der Gottmannsgrüner Mollmühle ausgeführt) wurden die Postsachen zum Postamte gebracht. Dort waren inzwischen die anderen Briefträger eingetroffen und sehr rasch entfaltete sich eine emsige, durch das Stempeln sogar eine „taktmäßige” Betriebsgeschäftigkeit. Die Postbeutel wurden geöffnet, auch der mit dem „vielen” Geld im Beisein eines Beamten, und das übliche Sortieren erfolgte für Tour I, II und III, für Land I und II und für die Fachpost. Auch die Geldanweisungen mußten sechsmal gehäufelt werden und für den eigenen Bestellbezirk ergab sich nochmals eine besondere Sortierung. Die Pakete bis zu 3 kg hatte der Briefträger auch noch mitzunehmen, am 9. eines jeden Monats die Radiogebühren zu kassieren und alle Quartale die Fachpost-, Telefon- und Fernsprechgebühren einzusammeln. Täglich hat der Postbote mindestens 20 km zurücklegt und zear bei jedem Wetter. Die Tour endete um 17 Uhr, aber der Dienst verlangte nun die Leerung der Briefkästen, danach Stempelung, Sortierung und bündeln für die Postsäcke, Paketverladung und gegen 18.15 Uhr war dann endlich der Dienstschluß. Tour III holte am Nachmittag die Post und Pakete von der Bahn und begleitete um 18.15 Uhr die ab gefertigte Post und Pakete zum Bahnhof. Es war eine sehr anstrengende Tätigkeit und die Postboten waren auch sehr geehrt.
Der Rossbacher Briefträger Rudolf Baumann
Die Rossbacher Postbeamten in den 1930er Jahren, von rechts Postbeamten 1 - Blaha, 2 - Wenzel Weps, 3 - Oberpostmeister Anton Rudolph, Briefträger 4 - Gustav Lederer, 5 - Wilhelm Schwab, 6 - Karl Vogel, 7 - Bodenteich, 8 - Robert Martyrer, 9 - Postfahrer Ziegenmüller Hans Jäckel, die Männer mit den Schlapphütten dann seiner Kutscher, übrige Personen waren die Angestellte der Telephonzentrale
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