Postwesen in Asch - I.


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Die Entwicklung der Ascher Post
unter der Postmeisterfamilie Langheinrich (1700 - 1874)

Text: Erich R. Wölfel, Archiv für deutsche Postgeschichte, 1/1979 Frankfurt am Main

Die Poststation in Asch wurde im Jahre 1697 auf Betreiben des Egerer Postmeisters Johann Michael von Widmann gegründet als er zusammen mit dem Leipziger Oberpostmeister Kees daranging, den Postkurs Leipzig - Eger einzurichten. Der damals für Asch vorgesehene Gastwirt „Zum goldenen Hirschen” Nikolaus Künzel war nur wenige Jahre als Posthalter tätig. Seine Tochter heiratete am 31. 11. 1699 den Hofer Gastwirtssohn Johann Ambrosius Langheinrich, dessen Vater der Besitzer des bedeutenden Hofer Poststalles war. Es ist anzunehmen, daß Langheinrich schon im Jahre 1700 seinen Dienst als Ascher Postmeister angetreten hat. Er ist der Begründer der Ascher Postmeisterfamilie Langheinrich, die bis zur Arärisierung des Ascher Postamtes im Jahre 1874 das Ascher Post wesen ununterbrochen verwaltet hat.

Die ersten Maßnahme Langheinrichs war es, auf Veranlassung der Prager Postbehörden eine Querverbindung von Asch nach Adorf zu schaffen, um nach der Verlegung des Leipzig-Egerer Kurses über Adorf für Asch wieder Anschluß an diese wichtige Postverbindung zu erhalten.

Die alte Postwege

Die Postwege auf dem Gebiet des Ascher Landes und des Egerlandes

Zu jener Zeit dürfte der Postverkehr in Asch recht unbedeutend gewesen sein. Im gesamten Ascher Ländchen gab es im Jahre 1688 nur 508 Haushalte, davon entfielen auf den Markt Asch 143 und auf Rossbach 71. Rechnet man pro Haushalt mit 8 Personen, so ergab sich eine Einwohnerzahl von etwa 4000. Entsprechend dem geringen Postumsatz war auch die Besoldung Langheinrichs mit 144 Gulden pro Jahr recht bescheiden.

Im Jahre 1740 übernahm sein Sohn Johann Ernst Langheinrich das Amt des Posthalters in Asch. Für ihn war die Einrichtung der Reichs-Postverbindung zwischen Prag und Erfurt das wichtigste Ereignis in seiner Dienstzeit. Die Nachbar-Postämter für Asch waren Hof und Mühlessen. Sowohl für die österreichischen Postbehörden als auch für die Thurn und Taxis’sche Postverwaltung war Asch als Grenz-Poststation von großer Bedeutung. Aus diesem Grunde suchten sich bei de Seiten der Dienste des Ascher Postmeisters zu versichern. Langheinrich trat nach Inbetriebnahme des neuen Postkurses in direkten Kontakt mit der Thurn und Taps’schen Reichspost und wurde, weil er für die Beförderung der Felleisen nach Hof verantwortlich war, bald als kaiserlich Thurn Und Taxis’scher Reichsposthalter verpflichtet. Damit hatte er in der Ascher Poststation eine Doppelfunktion inne: als Kaiserlicher Reichsposthalter, der dem Thurn und Taxis’schen Oberpostamt in Nürnberg unterstellt war und als k. k. Postmeister, der seine Weisungen vom Prager Oberpostamt erhielt.

Diese Doppelfunktion blieb bei den Ascher Postmeistern bis zum Jahre 1818 bestehen. Langheinrichs Tätigkeit bestand hauptsächlich darin, die Posten abzufertigen, die Personalien der Postreisenden aufzuschreiben und Briefe und Geldsendungen sowie Pakete, Koffer und Kisten zur Beförderung anzunehmen. Mit der Pünktlichkeit mag es in der damaligen Zeit wegen der schlechten Wege nicht weit her gewesen sein. Besonders im Winter und im Frühjahr gab es sicher oft stundenlange Verspätungen. Für die von der Reise mitgenommenen Reisenden war es daher ein Bedürfnis, sich im Posthof „Zum goldenen Hirschen” zu stärken und auszuruhen.

Nach dem Tode von Johann Ernst im Jahre 1761 übernahm sein Sohn Johann Gottlieb Langheinrich die Posthalterei in Asch. Während seiner Dienstzeit war die Erfurt-Prager Reichspost zu einer gewohnten Einrichtung geworden. Über die Postverhältnisse in Asch in den Jahren um 1780 sind wir in allen Details durch einen glücklichen Umstand zuverlässig informiert. 1782 wurde nämlich die Poststation in Asch von dem Post-Commissarius Pauerspach kontrolliert, einem. Beauftragten der Fürsten von Thurn und Taxis. Pauerspach hat ein sehr ausführliches Prüfprotokoll über die kaiserliche Reichs- und zugleich k. k. böhmische Postmeisterei erstellt. In diesem Prüfbericht wird mitgeteilt, daß Johann Ernst Langheinrich am 22. 1. 1751 als k. k. Postmeister in Eid- und Pflicht genommen wurde, und daß Johann Gotdieb Langheinrich am 3. 2. 1763 vom Fürsten Alexander als Reichsposthalter patentiert wurde. Dieses Patent wurde von dem Nachfolger Fürst Karl Anselm am 31. 7. 1773 erneuert.

Johann Gottlieb Langheinrich

Johann Gottlieb Langheinrich, nach einem Ölgemälde

Das Vermögen des Postmeisters wird mit etwa 10000 Gulden angegeben. Es bestand aus dem Posthaus mit der Gastwirtschaft, aus einem kleinen Haus am Markt, aus 30 Tagwerken Acker, 8 Tagwerken Waldungen und aus Wiesen, die 40 Fuhren Heu gaben. Der Postmeister wird als ein Baron-Zedtwitzischer und auch als ein königlich-böhmischer Untertan bezeichnet, weil die Krön Böhmen über Asch die Lehen-Gerechtigkeit trägt. Die Bewirtung im goldenen Hirschen wurde gelobt. Der Posthalter versah selbst den Herren dienst und hatte einen Postillion mit zwei Gehilfen. Er besaß eine halbbedeckte und zwei offene Kaleschen und 5 gute Pferde. An Monturen erhielt er vom „löblichen Oberpostamt in Nürnberg” alle zwei Jahre an Uniformen, 2 Stöcke und 2 Hüte, 4 Gulden per Stock und Hut.

Die Postritte in Asch spielten sich wie folgt ab:
- Am Sonntag nachts zwischen 22 und 23 Uhr kommt von Eger die Prager ordinari an und geht nach ¼ Stunde (zum Ent- und Beladen) über Hof nach Erfurt ab.
- Am Montag zwischen 5 und 6 Uhr kommt über Hof die Erfurter ordinari an und geht nach ¼ Stunde über Eger nach Prag ab.
- Am Mittwoch kommt die Prager ordinari wie am Sonntag, und am Donnerstag kommt die Erfurter ordinari wie am Montag.

Im Prüfbericht werden sodann alle Ortschaften aufgeführt, die Briefe in Asch auf- und abgeben konnten. Die Beförderung dieser Briefe nach Asch geschah ausschließlich durch Gelegenheitsboten. Unter den Orten des Einzugsgebiet des Ascher Postamtes finden wir auch den damals bayreuthischen Marktflecken Selb. Dieses Einzugsgebiet stimmte nicht mit den historischen Grenzen des Ascher Ländchens überein.

Hotel Zur Post um 1900 Hotel Zur Post um 1930

Ehemaliges Gasthaus Zum goldenen Hirschen nach dem Umbau zum Hotel Zur Post - links um 1900, rechts 1930

Die Einkünfte der Ascher Postmeisterei ergeben sich für das Jahr 1780
aus der folgenden Zusammenstellung:

Infolge seiner Doppelfunktion erhielt der Ascher Postmeister von zwei Seiten Geld, und zwar von Thurn und Taxis aus Nürnberg ein „Ritt-Salario” von 200 Gulden sowie ein Drittel der Posteinnahmen, die mit jährlich 60 Gulden angenommen wurden, insgesamt daher 220 Gulden; von der Oberpostverwaltung Prag erhielt er keinen festen Betrag, dafür aber 2/3 der Portoeinnahmen, die auf 282 Gulden geschätzt wurden. Seine Einnahmen betrugen von dieser Seite also im Jahre 1780 188 Gulden anstelle der im Jahre 1751 vereinbarten 200 Gulden. Außerdem erhielt der Postmeister zu Neujahr ein „Douceur” von 5 Gulden und für jeden an den Adressaten abgelieferten Brief gewöhnlich einen Kreuzer, gelegentlich auch mehr. Nach seinen Angaben machte das „Kreuzergeld” im Jahre 1780 50 Gulden aus. Hinzu kamen noch die Erlöse, die er durch die Bereitstellung der Pferde für die Extrapo sten erhielt. Diese Einnahmen wurden mit 60 Gulden jährlich angesetzt. Zählt man alles zusammen, so betrugen die Einnahmen des Postmeisters 523 Gulden nach seinen eigenen Angaben. Hinzu kam noch das Zeitungsgeld, das nicht eigens ausgewiesen ist.

Es erscheint nun interessant, mit diesen Zahlen eine grobe Abschätzung des zahlenmäßigen Umfanges des damaligen Briefverkehrs zu versuchen. Aus den vorliegenden Altbriefen aus Asch ergibt sich, daß diese in der Regel nach weit entlegenen Bestimmungsorten gerichtet sind. Das durchschnittliche Briefporto ergab sich dabei zu etwa 1 3 Kreuzer pro Brief. Sicherlich waren auch einige schwerere Sendungen dabei, die noch mit der Reitpost befördert wurden, so daß man mit 15 Kreuzern je Brief rechnen kann. Dies würde bedeuten, daß im Jahre 1780 ca. 1200 Sendungen, pro Monat also etwa 100 Sendungen aufgegeben wurden. Bei 4 Posttagen pro Woche heißt dies, daß im Durchschnitt 6 Briefe pro Posttag befördert wurden. Um die Bedeutung dieser Zahlen besser zu erkennen, wollen wir kurz auf die Veränderung der Bevölkerungszahlen seit 1688 entgehen.

Nach der Schätzung wurden im Jahre 1688 in Asch 508 Häuser gezählt. Für 1786 liegen uns zuverlässige Zahlen vor. Hiernach gab es im Jahre 1786 im Ascher Ländchen 1284 Hausnummern. Gegenüber 1688 hat sich hiernach in ca. 100 Jahren die Bevölkerung mehr als verdoppelt und betrug unter der gleichen Annahme von etwa 8 Personen pro Haus ungefähr 10000 Personen.

Berücksichtigt man diese Zahlen, so erscheint der oben abgeschätzte Postverkehr recht beachtlich, wenn man bedenkt, daß nur wenige Familien die Posteinrichtung zu jener Zeit in Anspruch nahmen.Die Zahlen des Prüfprotokolls beweisen uns, daß die Herrschaft Asch im Jahre 1780 schon bedeutend mehr Postverkehr in Richtung Böhmen und Osten hatte als in Richtung Westen und Norden, da sich die Portoerlöse wie 282 zu 60 verhielten. Dies bedeutet, daß der Postverkehr ins Reich nur reichlich 1/5 des gesamten Postverkehrs ausmachte. Dieses Verhältnis dürfte in den Zeiten der Anfänge der Post sicher zugunsten des Reiches gelegen haben.

Auf Grund der mitgeteilten Umsatzzahlen wundert man sich eigentlich, warum überhaupt die Posthalterei Asch von seiten der Thurn und Taxis’schen Reichspost aufrechterhalten wurde. Hierfür darf man jedoch nicht nur den Portoumsatz in Asch im Auge haben, sondern muß in größeren Zusammenhängen denken. Allein schon die Tatsache, daß ein beträchtlicher Teil der nordischen Korrespondenz aus Österreich den Weg über Erfurt ging und dadurch den sächsischen Posten entzogen war, machte die Reichs post Prag-Erfurt rentabel.

Die Entwicklung der Ascher Post
unter der Postmeisterfamilie Langheinrich (1700 - 1874)

Visitationen hatten jedoch zur damaligen Zeit nicht nur den Sinn, das Geschäftsgebaren der Post halter zu überprüfen, sondern boten auch Gelegenheit zu Beanstandungen. Arger gab es damals zwischen dem Ascher Posthalter und dem Hofer Postmeister bezüglich der Verteilung der Gewinne aus den Zeitungsgeldern. Es gab in Asch zahlreiche Bürger, die regelmäßig Zeitungen aus dem Reichsgebiet lasen. Zu dem Bezugskreis gehörten auch die Grafen von Zedtwitz. Die Zeitungen mußte man beim Posthalter abonnieren, der die Bestellungen an das nächstgelegene Reichspostamt – in diesem Fall nach Hof – weiterleitete. Die Abonnementspreise waren zu damaliger Zeit jedoch nicht festgesetzt, sondern es war den Postmeistern innerhalb gewisser Grenzen freigestellt, diese festzusetzen. Langheinrich scheint in dieser Beziehung nicht gerade kleinlich gewesen zu sein. Während der Hofer Postmeister als diensthöherer Thurn und Taxis’scher Beamter naturgemäß auf seinem Anteil des Gewinnes bestand, war Langheinrich nicht bereit, ihm etwas abzugeben. Er pochte darauf, daß die Verteilung der Zeitungen im Ascher Gebiet ja allein seine Sache sei, daher beanspruche er auch allein die damit verbundenen Einkünfte. Die Vorgesetzte Behörde in Prag unterstützte Langheinrich indem sie unterstrich, daß die Hofer Postillione im Ascher Gebiet nichts zu verteilen hätten, während das Nürnberger Oberpostamt den Hofer Postmeister Wirth unterstützte und anregte, daß sich Langheinrich und Wirth in dieser Sache etwa auf der Grundlage der Halbierung der Gewinne vergleichen sollten. Nachdem in dieser Angelegenheit einiger Schrift verkehr zwischen Asch und Prag einerseits und Asch und Hof bzw. Nürnberg andererseits hin und her gegangen war, benutzte Langheinrich den Anlaß der Visitation, um am 9. 6. 1782 ein erneutes Bittgesuch nach Nürnberg zu richten, worin er bat, ihm die Zeitungen in Zukunft direkt nach Asch zu schicken, um damit Hof zu umgehen. Ob Nürnberg auf diesen Vorschlag einging ist nicht bekannt. Wahrscheinlich wurde der Streit wegen des baldigen Todes von Langheinrich zwischen seiner Witwe und Wirth später beigelegt.

Mit dem Tode Johann Gottlieb Langheinrichs d. Ä. am 4. August 1782 geht die alte Zeit der Post in Asch zu Ende. Frau Langheinrich richtete sofort nach dem Tod ihres Mannes ein Gesuch an den Fürsten und bat darum, die Posthalterei ihrem zu dieser Zeit 8jährigen Sohn zu übertragen, ihr jedoch auf Lebenszeit die daraus abfallenden Einkünfte zu belassen. Sie wolle bis zur Volljährigkeit des Sohnes die Aufsicht über die Postgeschäfte führen und habe dies ja auch schon während der Krankheit ihres Mannes getan. In Regensburg war man von diesem Plan nicht angetan, weil man spätere Streitigkeiten zwischen Mutter und Sohn befürchtete. Daher beauftragte man den Hofer Postmeister Wirth, mit Frau Langheinrich ein Gespräch über die Nachfolge zu führen. Die beiden setzten ein Protokoll auf und baten dar um, Frau Langheinrich auf Lebenszeit mit der Führung der Reichsposthalterei in Asch zu beauftragen und ihrem Sohn Johann Gottlieb d. J. ein Expektanz-Dekret als Nachfolger auszustellen.

Indessen fand auch dieser Vorschlag nicht die Billigung in Regensburg. Da nämlich Johann Gottlieb mit der Volljährigkeit das Posthaus und den Poststall in Asch übernehmen sollte, da er weiterhin den österreichischen k. k. Postmeistertitel geerbt hatte, wären die beiden Ämter von zwei Personen ausgeübt worden. Hierin erblickte man ebenfalls Zündstoff für spätere unliebsame Auseinandersetzungen. Um klare Verhältnisse zu schaffen, übertrug man schließlich Frau Langheinrich das Amt der Reichsposthalterin bis zum Erreichen der Volljährigkeit ihres Sohnes, dem das erbetene Dekret ausgestellt wurde.

Frau Langheinrich wirkte bis zu ihrem Tode im Jahre 1792 als Reichsposthalterin in Asch. Nach dem Tode seiner Mutter übernahm der 17jährige Johann Gottlieb Langheinrich d. J. die Leitung der Ascher Post, die er bis zum Jahre 1849 innehatte. Er war ohne Zweifel der bedeutendste Sproß der Ascher Postmeisterfamilie und gehört neben Johann Michael Widmann aus Eger zu den bedeutendsten nordwestböhmischen Postmeisterpersönlichkeiten. Durch seine Bekanntschaft mit J. W. Goethe, der auf seinen Reisen nach den böhmischen Bädern öfters bei ihm im Posthaus in Asch übernachtete und mit ihm auch korrespondierte, ist dieser Langheinrich auch in die Literatur eingegangen. Er hat während seiner über 50jährigen Amtszeit – davon von 1792 - 1818 in Doppelfunktion – die Prager und Regensburger Postbehörden fast ununterbrochen mit immer neuen Projekten beschäftigt, die er mit großer Beharrlichkeit verfolgte, gleichgültig ob es sich hierbei um neue Transitverbindungen nach Frankreich, um seine Überlegungen zur Kriegslage, um neue Straßenbaupläne, um neu einzurichtende oder umzuleitende Postkurse oder um seine Privatangelegenheiten handelte. Über seine rastlose Tätigkeit ließe sich eine eigene Arbeit schreiben.

Die älteste Stempel des Postamtes AschDie älteste Stempel des Postamtes Asch

Die älteste Stempel des Postamtes Asch, link Turn & Taxis ab 1808, rechts K. K. Post ab 1798

Als ein Beispiel dafür, wie er Probleme in Angriff nahm, sei die von ihm in den Jahren 1803-1805 betriebene Einrichtung einer Fahrpost zwischen Asch und Hof behandelt. Die Vorgeschichte dieser Linie ist uns schon bekannt und führte 1749 zur Einrichtung der reitenden Reichspost Erfurt-Prag. Wir wissen weiterhin, daß es schon der Wunsch Maria Theresias war, diese Reitpost zur Fahrpost von Prag bis Asch auszubauen. Dieses Projekt wurde in der Tat schrittweise verwirklicht. Schon 1791 wurde in den Sommermonaten eine regelmäßige Postwagen fahrt zwischen Prag und Karlsbad eingerichtet. Diese mußte jedoch schon 1793 wieder aufgegeben wer den, weil sie nicht kostendeckend war. Im Jahre 1800 nach der Verstaatlichung (Ärarisierung) des Karlsbader Postamtes wurde während der Sommermonate eine Fahrpost zwischen Karlsbad und Prag eingerichtet, und erst im Jahre 1805 war es schließlich so weit, daß nach langer Zeit wieder der erste Postwagen in Asch eintraf. Diesmal kam er aus Karlsbad. Langheinrich hatte dieses Projekt schon seit 1803 systematisch betrieben und war insbesondere an der Verlängerung der Fahrpost nach Hof interessiert. Am 7. September 1803 teilte er dem Hofrat und Postamtsverwalter von Planck in Nürnberg mit, daß man in Prag beabsichtige, eine Fahrpost von Karlsbad über Eger und Asch bis nach Hof einzurichten, und schlug vor, man solle möglichst sofort wöchentlich einmal den Thurn und Taxis’schen Reichspost wagen von Hof aus nach Asch auf den Weg bringen. Die Kosten für diese Fahrten wurden von ihm mit 156 Gulden pro Jahr veranschlagt.

Die hochfürstliche Thurn und Taxis’sche Generaldirektion in Regensburg reagierte zögernd, aber nicht unfreundlich und bat das Postamt in Hof um eine Stellungnahme. In Hof bestand bereits seit über 100 Jahren ein Grenz-Postamt, das den Postverkehr zwischen der Reichspost und kursächsischen Landespost ab wickelte. Dort liefen die wichtigen Verbindungen zwischen Nürnberg und Regensburg im Süden, Leipzig im Norden und Dresden und Breslau im Osten zusammen. Um diese Postverbindungen und die damit in Zusammenhang stehenden Einnahmen nicht zu gefährden, stand man den Plänen Langheinrichs ablehnend gegenüber und suchte sie in Regensburg mit allen Mitteln zu bekämpfen. Auch persönliche Vorstellung des Ascher Postmeisters in Hof konnten die Hofer Postbeamten nicht umstimmen. Sie behaupteten, daß eine Fahrpost, abgesehen von den schlechten Wegen zwischen Hof und Asch, auf keinen Fall rentabel sei, weil man nicht wüßte, was man wegen der herrschenden Geldknappheit überhaupt nach Böhmen versenden sollte, bzw. was aus Böh men zu beziehen sei. Was aber die Frachten zwischen den großen Handelszentren Frankfurt, Nürnberg und Leipzig mit Böhmen beträfe, so gäbe es da viel bessere und im übrigen kürzere Routen, z. B. diejenige über Berneck und Eger nach Prag. Wenn man etwas zur Verbesserung der Postverbindungen tun wolle, so könne man überlegen, eine regelmäßige Fahrpost zwischen Bayreuth und Eger über Berneck einzurichten, die über das Industriegebiet um Wunsiedel zu leiten wäre. Dort wäre dann allerdings auch eine Poststation einzurichten. Diese Fahrpost würde dann für den Warenverkehr zwischen dem Westen des Reiches und Prag völlig ausreichen. Im übrigen sei die Industrie des Sechsämterlandes um Wunsiedel viel höher entwickelt als die Industrie im Gebiet der Ascher Herrschaft.

Langheinrich, der von diesen Argumenten Kenntnis erhielt, verglich nun seinerseits die Bedeutung Hofs mit Bayreuth als Handelsorte und kam zu dem Schluß, daß man mit der neuen Fahrpost einen Großteil der Handelswaren aus den Niederlanden und dem Westen des Reiches über Hof nach Böhmen leiten könne. Hof gegenüber sei ja Bayreuth als Handelsplatz unbedeutend. Was die Straßen betreffe, so sei die Behauptung, daß die Wege zwischen Hof und Asch schlecht seien, völlig unzutreffend. Man solle dieser halbruhig die bedeutenden Wiener Speditionen befragen. Die Straßen im Fichtelgebirge seien hingegen im Winter sehr schwer passierbar, und erst im letzten Winter sei dort ein Fuhrmann erfroren. Sogar im Juni müsse man dort mit Schnee rechnen. Im übrigen sei die Industrie des Sechsämterlandes unbedeutend verglichen mit derjenigen des Ascher Gebietes, und mit einigem Schmunzeln liest man heute die Ausführungen Langheinrichs über das Sechsämterland: Schirnding sei ein Kirchdorf, Thiersheim ein Flecken mit 111 Häusern ohne Gewerbe, Bernstein und Oberrösla ebenfalls nur Kirchdörfer, Weissenstadt sei ein Städtchen mit 150 Häusern und 800 Einwohnern mit einigen Nagelschmieden, sonst jedoch gänzlich ohne Gewerbe. Nicht einmal Korn wächst da. Knopfheur in der sogenannten Hölle aber sei der fürchterlichste Ort im Fichtelgebirge. Was aber Wunsiedel betreffe, so liege dieses 3 Stunden außer halb und nicht einmal das Kreisamt sei da. Wunsiedel habe nur 350 Häuser, einige Fabriken und wenig Handel mit der Oberpfalz, was auf hohe Zölle zurückzuführen sei. Im übrigen sei der Handel durch 11 „Bankrotteure” eingegangen. Selb sei der beste Teil dieses Gebietes, dennoch aber unbedeutend verglichen mit Asch und von diesem nur ½ Stunden entfernt.

Während der Streit zwischen Asch, Hof, Nürnberg und Regensburg noch weiter ging, wurden mit Currentale vom 25. August 1804 die Postmeister von Karlsbad, Zwodau, Asch und Hof von der Oberpostamtsverwaltung in Prag davon unterrichtet, daß vermöge Hofkammerdekret vom 19. Juli 1804 und Gubernialdekret vom 17. 8. 1804 Seine Majestät der Kaiser die Einrichtung einer Postwagenfahrt von Prag über Karlsbad, Eger und Asch nach Hof allergnädigst zu genehmigen geruhten. Der Postmei ster Wirth von Hof unterschrieb zwar auch diese Nachricht, verwahrte sich aber in Regensburg dagegen, daß man ihm als Thurn und Taxis’schem Beamten zugemutet habe, ein Schriftstück der Oberpostamtsverwaltung Prag zur Kenntnis zu nehmen, die ihm nichts zu sagen habe. Allein über diese relativ unwichtige Frage gibt es einen ausgedehnten Schrift verkehr zwischen Hof, Nürnberg und Regensburg.

Inzwischen wurden jedoch die höchsten Stellen in dieser Sache bemüht: Nürnberg schaltete die Berliner Ministerien ein und Langheinrich schrieb an die Prager und Wiener Behörden, nachdem er von seiten der Reichspost keine Unterstützung erhalten konnte. Der Streit um die beiden Projekte ging schließlich so aus, daß sie beide genehmigt wurden: Ab 1805 verkehrte eine Fahrpost zwischen Hof und Karlsbad, die allerdings während der folgenden Kriegswirren gelegentlich unterbrochen werden mußte. Sie läßt sich jedoch in den Hofer Postberichten von 1818 und 1824 eindeutig nach weisen. Auch das Fahrpostprojekt Berneck-Wunsiedel-Eger wurde schließlich nach 1811 verwirklicht. Erst zu diesem Zeitpunkt konnte das Postamt in Wunsiedel begründet werden, da die Post im Fürstentum Bayreuth von Thurn und Taxis zunächst in französische und ab 1809 in bayrische Verwaltung überging.

Somit gab es auch in Hof ab 1809 eine bayrische Post, und das Thurn und Taxis’sche Postgebiet grenzte nicht mehr unmittelbar an die Herrschaft Asch. Eigenartigerweise hielt sich jedoch die Thurn und Taxis’sche Poststation in Asch als »strategischer Brückenkopf« bis zum Jahre 1818. Am 18. Oktober dieses Jahres stellte die Thurn und Taxis’sche Generaldirektion in Frankfurt fest, daß sich die Ascher Posthalterei, die mit 280 Gulden 48 Kreuzer (im 20 Gulden Fuß) bezuschußt wurde, wegen des unbedeutenden Postverkehrs als Grenzpostamt nicht mehr rentiere, zumal die böhmische Post auch ohne diese Poststation über Schleiz in das neue kleinere Thurn und Taxis’sche Postgebiet nach Thüringen fließen würde. Daher wurde der Vorschlag gemacht, die Posthalterei zu schließen. Ab 1819 gab es in Asch nur noch ein k. k. Grenzpostamt. Die Erhebung zu einem Postamt war von seiten Prags schon im Jahre 1817 erfolgt.

Nach dem Tode Johann Gottlieb Langheinrichs d. J. übernahm 1849 sein jüngster Sohn Franz Langheinrich die Leitung des Ascher Postamtes, die er bis zu dessen Verstaatlichung (Ararisierung) innehatte. Damit ging die fast 200jährige verdienstvolle Tätigkeit dieser Postmeisterfamilie in Asch zu Ende. Franz Langheinrich behielt nach 1874 neben seinem Hotel zur Post noch das Ascher Postrelais, das aber in der beginnen den Zeit der Eisenbahnen bald seine Bedeutung verlor. Er verstarb am 14. November 1891 in Alter von 83 Jahre.


Ascher Postmeisterfamilie Langheinrich
Nr. Name Bibliographische Angaben
1 Nikol Künzel Gastwirt zum Goldenen Hirschen,
Posthalter von 1697-1700.
2 Johann Ambrosius Langeinrich (Schwiegersohn von 1),
geb. am 5. 2. 1674 in Hof als Sohn von Ambrosius Langheinrich,
Gastwirt zum Grünen Baum in Hof,
Posthalter und Seiler; verheirater seit 1699 mit Polixenia Künzelin,
Posthalter in Asch von 1700-1740.
3 Johann Ernst Langheinrich (Sohn von 2) geb. am 11. 8. 1702 in Asch,
k.k. Posthalter in Asch von 1740-1751,
k.k. Postmeister in Asch von 1751-1761.
4 Johann Gottlieb Langheinrich (ältere, Sohn von 3),
k.k. Postmeister in Asch von 1761-1782,
kaiserlich Thurn und Taxis´scher Reichsposthalter 1763-1782.
5 Maria Christiana Langheinrich (Witwe nach 4),
k.k. Postmeisterin und kaiserl. Thurn und Taxis’sche
Reichsposthalterin in Asch von 1782-1792.
6 Johann Gottlieb Langheinrich (jüngere, Sohn von 4), geb. am 9. 3. 1775 in Asch,
k.k. Erb-Postmeister in Asch von 1782-1849,
kaiserl. Thurn und Taxis’scher Reichsposthalter in Asch von 1792-1818.
7 Franz Langheinrich (Sohn von 6),
k.k. Postmeister in Asch von 1849-1874,
Postallbesitzer in Asch von 1874-1891.

Quellen::
Chronik der Stadt Asch 1895 - 1942, Band I. / II.;
Benno Tins – Die eigenwillige Historie des Ascher Ländchens 1977;
Archiv für deutsche Postgeschichte, Heft 1/1979;
Die Briefmarken und Sonderstempel des Sudetenlandes, Dresden 1939;
Hugo Hörr - Postwertzeichen des Sudetenlandes, Dresden 1940;

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