Postwesens in Asch - II.


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Der Übergang zum modernen Postbetrieb nach 1874

k.k.Post u. Telegrafen Amt Asch

Am 17. Juli 1873 genehmigt der Handels-Minister die Umwandlung des Postamtes in ein Ärarialamt unter gleichzeitiger Systemisierung des Personalstandes, wonach der Postmanipulationsdienst von landesfürstlichen Beamten und Dienern zu besorgen, der Postbeförderungsdienst dagegen einem gegen Dienstvertrag zu bestellenden Postmeister zu übertragen ist. Am 15. 5. 1874 wurde das Ascher Ärarial-Postamt unter der Leitung des Alois Ctvrtecka in Betrieb genommen. Es ist unbekannt, ob die Post-Räumlichkeiten immer noch im Hause des Gasthauses Zum goldenen Hirsch am Marktplatz untergebracht waren. Im Jahre 1878 wurde das Ascher Postamt in das Haus Nr. 366 (14) in der Bachgasse verlegt. Dieses Haus stand einst ungefähr neben dem heutigen ehemaligen Ascher-Kino (Bachgasse Nr. 16). Von 1878 bis 1896 war darin das Postamt, Telegraphen- und Zollamt untergebracht. Seit 1887 wird dieses Postamt als Asch Stadt bezeichnet.

Am 20. 12. 1881 bewilligt das hohe k. k. Handelsministerium die Errichtung des nicht ärarischen Postamtes am bayerischen Bahnhofe.

Am 12.1.1883 wurde die erste Ascher Postsparkassa eröffnet.

Am 18.7.1884 wurde Staats-Telegraphen-Station am Bayerischen Bahnhof in Betrieb genommen. Sie wurde ein Bestandteil des Bahn-Postamtes.

Am 4. 9. 1886 verläßt Postverwalter Ctvrtecka Asch in Folge einer Übersetzung nach Klattau. Die interimistische Leitung des Postamtes übernimmt Assistent J. Hlinak. Am 4. 8.1887 wurde als Ascher k.k. Postverwalter Anton Heiny, Post-Official in Budweis, ernannt. Am 13. Mai 1891 übernimmt die Post-Leitung Johann Hlinak, der inzwischen auf k. k. Post-Offizial befördert wurde. Weitere Mitarbeiter des Postamtes waren: k. k. Poft-Cassier Gustav Krautstengl (seit 5. 12. 1891) und k. k. Post-Assistent Josef Maurer (seit 24. 3. 1890)

Am 15.1.1896 bewilligte die k.k. Statthalterei den Ankauf der Realitäten Nr. 236, 237 und 238, Weigandt'sches Haus mit Garten, um den Preis von 58.000 Gulden, welche aus dem Reservefond der Ascher Sparkasse entnommen werden sollen. In dem Gebäude soll das k.k. Postamt untergebracht werden. Am 29.6 1897 schreibt die Ascher Sparkasse die Arbeiten zu einem Anbau aus, in welchem das k.k. Post- und Telegraphenamt untergebracht werden soll. Im Jahre 1897 wurde dann das Ascher Postamt in die Gebäude auf der Hauptstrasse Nr. 236, die der Ascher Städtischen Sparkasse gehörte, verlegt. Im II. Stock befand sich die Wohnung des Postmeisters. Diese Dienstelle wurde als Postamt Asch 1 bezeichnet. Die Post auf dem Bayerischen Bahnhof wurde dann als Postamt Asch 2. Am 18.4.1898 wurde die Telephonzentrale vom alten in das neue Postgebäude verlegt.

Postamt I Kaiserstrasse Nr. 236 Postamt I Kaiserstrasse Nr. 236

Ascher Postamt auf der Kaiserstraße Nr. 236 um 1900, rechts dann nach dem Bau der neuen Sparkasse

Postamt II am Bayerischen Bahnhof

Postamt Asch 2 am Bayerischen Bahnhof war im rechten Flügel untergebracht

Am 31.8.1899 wurde Postmeister Stober vom Postamte 2 wegen Veruntreuung verurteilt.

Am 10.1.1900 werden k.k. Monteur Johann Domesle und k.k. Postamtsdiener Georg Hubl zu Postamtsexpedienten ernannt. 20.10.1900 wurde Postverwalter Hans Hlinak nach Asch versetzt.

Am 1.8.1902 wurde beim k.k. Postamt 1 der Postpaketbestelldienst eingeführt.

Am 11.5.1911 hat das Handelsministerium die Errichtung eines dritten Postamtes in Asch genehmigt. Am 1.8.1912 ist das Postamt Asch 3 im Fischer'sehen Neubau an der Ecke Alleegasse - Kaiserstraße eröffnet worden.

Postamt III Hauptstr./Alleegasse

Postamt Asch 3 an der Ecke Hauptstraße / Alleegasse in den 1930er Jahren,
gut ersichtlich ist damaliger Postamt-Schild

Weiter werden die verschiedene Postverkehr-Ereignisse geschildert:

Mit 1. Januar 1913 werden Franz Mattgey, Hermann Ludwig und Johann Spranger zu Postoffiziellen ernannt. Auf dem Ascher k.k. Postamte wurden im Laufe des Jahres 1913 außer den gewöhnlichen Briefen, Drucksachen und Musterpaketen ohne Wertangabe aufgegeben: 47.026 eingeschriebene Briefe, 2.530 Geldbriefe, 10.099 Telegramme und 295.651 Pakete; interurbane Telefongespräche wurden 37.707 vermittelt. Die Einlagen in die Postsparkasse betrugen K 8.053.880 Kronen, mittels Postanweisungen wurden 1.409.961 Kronen versandt, die Gesamteinnahmen an Wertzeichen und Portogebühren betrugen K 425,000. Im Jahre 1914 übernahm das Ascher Postamt zur Beförderung: 37.827 eingeschriebene, 2.273 Geldbriefe und 315.783 Pakete; Telegramme wurden 15.331 aufgegeben und 24.642 zugestellt. In der Postsparkasse betrugen die Einzahlungen 7.838.932 Kronen, die Auszahlungen 6.672.024 Kronen. Für Portogebühren, Telegramme u.s.w, wurden 438.711 Kronen eingenommen.

Am Ende des Jahres 1918 wurde die Tschechoslowakische Republik erschaffen. Die k.k. Post wurde von den neuen tschechischen Behörden übernommen und der Postverkehr wurde von dem Ministerium für Post- u. Telegraphenwesen sichergestellt. Später wurde die Tschechoslowakische Post (Bezeichnung C.S.P.) gegründet. Auf die Leitstellen verschiedenen Behörden in Sudetenland wurden tschechischen Beamten bestallen, was mit sich unter der deutschen Mehrheit eine Unzufriedenheit hereinbrachte.

Am 1. 11. 1919 wurde der Oberpostkontrollor Karl Bruche zum Leiter des 1. Post- u. Telegraphenamtes in Asch mit dem Titel „Postdirektor” ernannt. Da auch in den rein deutschen Gebieten des Staates die tschechische Sprache als Amtssprache erklärt wurde, werden in Asch für die Postbeamten Lehrkurse in der tschechischen Sprache abgehalten.

April 1922: Da an den Briefsammelkästen neuerdings die tschechische Aufschrift und das Monogramm der Republik abgekratzt wurde, droht das Post- u. Telegraphenamt, im Wiederholungsfälle sämtliche Briefkästen zu entfernen, sodaß die Bevölkerung gezwungen wäre, alle Briefe zum Schalter des Postamtes zu tragen.

Briefkasten Briefkasten

II. Typen der damaligen Briefkasten, der I. wurde schon vor 1918 verwendet.

1925: Die Ascher Zeitung nimmt energisch Stellung gegen unliebsame Vorkommnisse infolge des Abbaues der ortskundigen deutschen Postbeamten und Ersetzung derselben durch tschechische, von denen mehrere die deutsche Sprache nicht genügend beherrschen.

1926: Das Gebäude in der Hauptstraße Nr. 236, in dem das Hauptpostamt untergebracht war, erwies sich über die Jahre als zu klein. Die Postdirektion trat an die Stadt wegen Beschaffung neuer Räume heran. Darüber, wie man das Problem lösen sollte, ergaben sich im Stadtrat und der Stadtvertretung Differenzen. Bürgerlicherseits wurde vorgeschlagen, ein altes Fabrikgebäude, das sich neben dem Requisitenplatz befand, zu kaufen und es in ein Postamt umzubauen. Der Eigentümer des Gebäudes war Rudolf Adler. Die linken Fraktionen konnten sich für diesen Vorschlag nicht recht erwärmen. Das Ministerium für Post- u. Telegraphenwesen teilte unterm 20. Januar mit, daß sich das von der Gemeinde vorgeschlagene Gebäude Nr. 911 in der Peint nicht zum Umbau für ein Postgebäude eigne, und erklärt sich zum Baue eines neuen modernen Postgebäudes bereit, wenn die Stadt unentgeltlich den Bauplatz beistelle, ferner einen Beitrag zum Baue von 100.000 Kc gewährte und endlich einen Kredit von 1 ½ Millionen Kc zu einem Zinsfuß von höchstens 6% vermittle. Auf diese Bedingungen geht die Stadtvertretung nicht ein.

Auf Grund des Beamten-Abbau-Gesetzes trat mit 1. Juli der Postdirektor Karl Bruche in den Ruhestand, ebenso die Vorstände des 2 u. 3 Postamtes, Richard Hauk u. Emanuel Tauchen sowie der Postadjunkt Gabriel Engel. Das Postamt 3 wurde als Expositur mit dem Postamt 1 verbunden und letzteres vom Oberkontrollor J. Meixner verwaltet. Postamt Asch 1 erhielt 1928 einen tschechischen Postdirektor, das Postamt Asch 2 auf dem Bayerischen Bahnhof schon 1926.

1927: In einer außerordentlichen Sitzung am 25. April beschloß die Gemeindevertretung, nachdem langwierige Verhandlungen vorangegangen waren und durch viele Wochen fast jede Nummer der Ascher Zeitung Vorschläge und Erwiderungen gebracht hatte, das Adler'sehe Geschäftshaus Nr. 911 in der Peint zum Preise von 800.000 Kc anzukaufen und mit einem Kostenaufwande von 700.000 Kc zu einem Postamte umzugestalten, wenn die Staatsverwaltung für das Gebäude einen Jahreszins von Kc 90.000 bewilligt, wozu sie sich leicht verstehen könnte, da das Ascher Postamt einen jährlichen Reinertrag von 11 Millionen Kc abwirft.

Am 6. September 1928 wurde das nun gänzlich fertiggestellte neue Postgebäude vom staatlichen Vertreter übernommen und am 9.9. erfolgte die Übersiedlung des Postamtes. Das alte Postgebäude in der Hauptstraße unterhalb der Stadtsparkasse wurde, sobald es frei wurde, ebenfalls umgebaut. In ihm wurden die Polizei, das Meldeamt, das Wirtschaftsamt und auch das Bauamt untergebracht. Ende Juni trafen die Kabel für die unterirdische Legung der Telefonleitung ein und wurden während der nächsten Monate in den Straßen der Stadt gelegt, sodass am 8. November die einzelnen Telefonstationen angeschlossen werden konnten; zugleich erfolgte die Übertragung des Telefonamtes in das neue Postgebäude.

Zum Leiter des Ascher Postamtes wurde der Postdirektor Florian Skrivanek ernannt. Im Ascher Postamte werden immer mehr tschechische Beamte und Hilfsarbeiter angestellt, von denen einzelne der deutschen Sprache so wenig mächtig sind, daß es im Verkehre zu Irrungen und Mißverständnissen kommt, abgesehen davon, daß diese Stellen für deutsche Anwärter verloren gehen. Das Ascher Postamt verzeichnete im abgelaufenen Jahre 64.094 eingeschriebene Briefe, 24.265 Postanweisungen im Werte von 5.996.713 Kc, 101.027 Postscheckeinlagen mit 106.733.213 Kc und 14.237 Telegramme; dagegen sind angekommen: 78.789 eingeschriebene Briefe, 130.851 Paketsendungen (gegen 140.779 hier aufgegebene), 24.419 Postanweisungen mit 7.459.808 Kc, 28.124 Postscheckauszahlungen mit 84.424.739 Kc, 18.813 Telegramme, 13.284 Postnachnahmen. Der Gesamtgeldumsatz der Hauptkasse betrug 279.886.387 Kc. Interurbane Telefonferngespräche wurden 121.298 vermittelt.

Postamt Asch 1 um 1928

Späterer Postplatz: rechts Adler'sehe Geschäftshaus Nr. 911 - seit 1927 neues Postamt Asch 1,
im Vordergrund altes Feuerwehr-Gerätehaus mit Schlauchturm, Aufnahme um 1910.

Seit 1. August 1929 werden die Postpakete wieder, wie vor dem Kriege, gegen die Zustellungsgebühren von je 2 Kc den Adressaten ins Haus zugestellt. Es fahren täglich um ½9 und - ½3 Uhr je drei Paketwagen vom Postamte in die zugeteilten Straßen. Für die Mitteilung von Telegrammen ist beim Ascher Postamt seit dem Herbste das Hugh'sche Druckverfahren in Gebrauch und zum Abstempeln der Briefe eine Maschine.

Auf dem Egerer Bahnhofe brannte am 22. Dezember 1932 ein Eisenbahn-Postwagen aus, der gegen 800 Weihnachtspakete aus Asch, Haslau und Franzensbad enthielt. Vom Ascher Postamt 1 stammten 380, vom Postamt 2 auf dem bayrischen Bahnhof 80 und vom Postamt 3 in der Alleegasse 83 Pakete.

11.-13. Juli 1936: Ascher Briefmarkensammler-Verein „Merkur” hatte die 1. Ausstellung organisiert.

Briefmarkenaustellung 1936

1937: Das Ascher Postamt hielt zahlreiche Konfirmations-Glückwunschkarten von der Zustellung zurück, weil ein Bild des deutschen Reichskanzlers darauf zu sehen war. Diese Karten waren ausdrücklich schon früher von der (deutschen) Staatsanwaltschaft für zulässig erklärt worden.

1938: Das Ascher Postamt zählt 12 deutsche gegen 29 tschechische Beamte und Angestellte.

Ascher provisorische Ausgabe

Aufruf des Freistaates Asch - 21. September 1938

In den späteren Abendstunden des 21.9.1938 wurde von der örtlichen Führung der Sudetendeutsche Partei (rechtswidrig) sog. „Freistaat Asch” erklärt. Zuvor hatten bewaffnete Freikorps-Einheiten alle staatlichen Behörden besetzt. Tschechische Beamte und entwaffnete Polizeibeamte wurden in der Ascher Turnhalle konzentriert und später nach Deutschland zur Uhrhaft abtransportiert. Zurück nach Böhmen wurden erst nach einigen Tagen freigelassen.

Ascher Freikorps 1938 Ascher Freikorps 1938

Ascher Freikorps 1938

Am 21. September 1938 hatten sich zwischen 17 und 18 Uhr fast sämtliche tschechische Postbeamte und Postbeamtinnen unter dem Schutze bewaffneter Sicherheitsorgane der staatlichen Polizeibehörde am Postamt Asch 1 zusammengefunden, um von hier aus beschleunigt ihre gemeinsame Flucht nach Innerböhmen vorzubereiten. Sie beabsichtigen, nach Einbruch der Dunkelheit mit dem großen, von einer Ascher Speditionsfirma für Postbeförderung gemieteten Lastauto laut einem Geheimbefehl - unter selbstverständlicher Mitnahme sämtlicher Bargeld- und Postwertzeichenvorräte - nach Horowitz bei Pilsen zu flüchten und hatten diese Vorräte bereits in Paketen zum Mitnehmen fertig verpackt. Ein deutscher Beamter, der vom Ascher Hauptbahnhof kommend mit dem großen Lastauto gegen 21 Uhr beim Postamt Asch 1 vorgefahren war, erkannte die Situation, er fuhr daher mit dem Lastwagen eiligst wieder weg und ließ ihn in einer kleinen versteckten, etwas abseits liegenden Gasse stehen. Er alarmierte sodann Männer der neben dem Hauptpostamt befindlichen Feuerwache sowie die Freikorps-Mitglieder, die sofort sämtliche Zugänge versperrten und bewachten diese samt den eingeschlossenen staatlichen tschechischen Polizisten. Die in dem Postgebäude umzingelten tschechischen Post- und Polizeibeamten hatten nun weder ein Transportmittel noch überhaupt die Möglichkeit, ins Freie zu kommen und unternahmen auch angesichts der gefährlichen Lage, in der sie sich befanden, keinerlei Versuche, sich zu befreien. Kurz vor Mitternacht haben sie sich dann ergeben und das Postamt wurde nach völliger Entwaffnung den zahlreichen tschechischen Beamten und Sicherheitsorganen durch die Sudetendeutsche Partei übernommen. Die Tschechen wurden anschließend nach Deutschland abtransportiert.

Mit der Postleitung wurde der dienstälteste deutsche Beamter Georg Gemeinhardt beauftragt. Gesamter Post- sowie Telefon-Verkehr mit dem böhmischen Innenland wurde unterbrochen. An der Bezirksgrenze gegen Eger entstand eine sogenannte Sicherungslinie, etwa 12 - 15 Kilometer breit, die von den Freikorps-Einheiten besetzt wurde. Diese Sicherungslinie verlief von der sächsischen Grenze über den Bahnhof Voitersreuth nach Haslau und Liebenstein und lehnte sich dort an die Grenzlinie der Bayerischen Ostmark an. Die Straßen in das Ascher Gebiet waren somit für den gesamten Verkehr gesperrt. Der Postverkehr verlief nur gegen Bayern und Sachsen. Es wurde ein neuer Zwangstarif für Postkarten geschaffen: 50 Heller für Inland, 1.20 Kronen für Ausland (Umrechnung 1 Krone = 10 Reichspfennig). Da aber sehr bald der bestehende Vorrat von Briefmarken dieses Nennwertes ausverkauft wurde, musste man auf die restliche Vorratsbriefmarken mit anderen Nennwerten greifen und diese mit einem Aufdruck zu Verwerten. Der Wertaufdruck 1.20 Kc. ersetzte dann das Auslandsporto für Karten und der von 50 h dasjenige für die Postkarten im Freibezirk Asch. Es wurde entschieden 5 Briefmarken anderer Werte zu überdrucken.

5 Briefmarken mit dem Nennwert-Aufdruck

Die Aufdrücke wurden von der Ascher Buchdruckerei Albert Gugath durchgeführt. In der ersten Ausgabe wurden nur Briefmarken mit den Köpfen von E. Beneš und T. G. Masaryk aufgedruckt. Diese reichten nicht aus, so dass in der zweiten Auflage anschließend die Briefmarken mit dem Wappen aufgedruckt wurden. Der Aufdruck wurde im Buchdruckverfahren hergestellt, so dass der aufgedruckte Nennwert auf der anderen Seite der Briefmarke deutlich sichtbar eingepresst wurde. Die Aufdrucke waren in verschiedenen Formen: der Nennwert 50 h mit fetter und magerer Aufdruck, 1,20 dann schwarz und rot. Gleichzeitig wird eilig eine Reihe von Propaganda-Sonderstempeln hergestellt. Die Postkarten mit diesen Sonderstempeln und überdruckten Briefmarken waren sehr beliebt und wurden mit einem beträchtlichen Preisaufschlag in allen Postämtern des Ascher Landes verkauft. Ihr Erlös, der damals bis zu 25.000 Kronen betragen haben sollte, wurde angeblich zur Finanzierung der Verwaltung des „Freistaats Asch” verwendet. Senkrechte, kopfstehende und verschobene Aufdrucke dieser Briefmarken wurden sofort zu begehrten philatelistische Raritäten, die auch kurz darauf zum Gegenstand von Fälschungsaktivitäten wurden.

Briefmarke mit dem Aufdruck 1938

Eine Ansichtskarte mit dem Propaganda-Stempel und einer Briefmarke mit dem Aufdruck, 1938

Der kuriose Freistaat Asch mit eigener Selbstverwaltung dauerte bis zum 3. Oktober 1938, als das gesamte Sudetenland von Einheiten der deutschen Wehrmacht besetzt wurde. Von diesem Zeitpunkt an wurde auch das Ascher Postamt der Reichspost unterstellt und es galten deutsche Postwertzeichen und Posttarife. Am 7. Oktober 1938 wurden jedoch die letzten Korrespondenzkarten mit Briefmarken mit Aufdrucken und Werbestempeln im örtlichen Postamt abgestempelt.

Bemerkung: ähnliche Aufdruck-Ausgaben wurden in einer Reihe von Städten im ehemaligen Sudetenland realisiert, wie z. B. in Karlsbad, Rumburg, Reichenberg und anderswo.

1938: Ab 8.10.1938 gelten auf gesamten Gebiet des Sudetenlandes reichsdeutsche Postwehrzeichen und Posttarife. Zum Postdirektor in Asch wurde Postobersekretär Rudolf Vogel ernannt.

1940: Am 1. Feber trat Oberpostmeister Große-Kreul in Asch den Posten als Amtsvorsteher des Postamtes Asch 1 an. Am 15. Juni haben die drei ersten weiblichen Briefträger den Dienst beim Postamt Asch 1 angetreten. Ab 1. August führt das Postamt Asch amtlich die Bezeichnung "Asch-Egerland". Gegen diese Bezeichnung erhob der Bürgermeister Einsprache, da Asch weder geographisch noch bevölkerungspolitisch zum Egerlande gehörte. Vorgeschlagen wird die Bezeichnung "Asch Westsudetenland", die amtlicherseits auch angenommen wurde. Der Postfacharbeiter Josef Ryba aus Fleißen, der beim Postamte Asch 1 Feldpostpäckchen entwendete, wurde vom Sondergericht in Leitmeritz zu 3 ½ Jahren Zuchthaus verurteilt.

Postbezeichnungen für den Kreis Asch
Die entgiltigen Bezeichnungen der Postorte im Kreise Asch sind nunmehr wie folgt festgesetzt:
1.) Asch - Westsudetenland.
2.) Neuberg - Kreis Asch.
3.) Schönbach - Kreis Asch.
4.) Haslau - Kreis Asch.
5.) Roßbach - Kreis Asch.

Der erste Postwertzeichengeber durch Einwurf von Münzen wurde am Hause Tins - Ecke Karlsgasse-Schillerplatz - angebracht.

1941: Der aus Pösigau Kreis Bischofteinitz stammende, in Nassengrub wohnende Postfacharbeiter Josef Draxler wurde wegen Diebstahls von Feldpostpäckchen beim hiesigen Postamt 2 zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt. Die Gepäckaufgabestelle im Postamte Asch 1 wurde wegen Umbauarbeiten längere Zeit gesperrt. Die Paketannahme erfolgte während dieser Zeit im Postamte Asch 3. Alleegasse. Das Postamt Asch 1 wurde nach nationalsozialistischen Arbeitsgrundsätzen umgebaut. Ein schöner Gefolgschaftsraum wurde dabei mit geschaffen. Die Raumanordnung ist nunmehr zweckentsprechend, die Glasschiebefenster sind verschwunden. In Anwesenheit des Gauobmannes der deutschen Arbeitsfront Pg. Hubert Birke fand im Gemeinschaftsraum eine schlichte Eröffnungsfeier der neuen Räumlichkeiten statt. Ab 1. August tragen alle neuausgegebenen Postwertzeichen das Bildnis des Führers. Bisher war das Bildnis Hindenburgs auf den Postmarken.

1942: Seit einigen Tagen wird beim Postamt Asch 1 ein Werbestempel für die Stadt Asch auf alle Postsachen aufgedruckt. Der Stempel trägt folgenden Wortlaut "Asch-Westsudetenland - Hauptsitz der Textil-Industrie im Westsudetenland". Dieser Werbestempel wurde über Anregung der Textilzweigstelle Asch der Stadt in Auftrag gegeben. Die damit verbundenen Kosten für Herstellung und Werbung betragen 537 Rm. Die Briefpost und die Paketpost in der Stadt Asch wird seit längerer Zeit fast ausschließlich von weiblichen Personal zugestellt.

Ascher Werbestempel 1942

Ascher Werbestempel 1942

Nach dem Kriegsende 1945 ist im Betrieb nur die Haupt-Post Asch 1 auf dem Postplatz, die Postfilialen Asch 2 und Asch 3 sind geschlossen. Es kommen tschechische Postbeamten her, es wurden provisorische sowie ausgebrochene deutsche Poststempel verwendet (siehe S.3, pos. 27-28). Die Poststelle Asch 3 in der Alleegasse wird zum 24. August 1946 endgültig geschlossen. Die Nachkriegszeit-Geschichte der Poststelle Asch 2 auf dem Bayerischen Bahnhof ist mir nicht bekannt. Diese Filiale wurde vermutlich anfangs der 1950er Jahre geschlossen.

Am 29. November 1961 wird an der Ecke Haupt- und Andreas-Hofer-Straße (Majakovského) die Postfiliale Asch 2 erneut eröffnet, diese wurde dann bis zum Jahresende 2023 im Betrieb.

Post Asch 2 - 2022

Postfiliale Asch 2 - 2022

Quellen::
Chronik der Stadt Asch 1895 - 1942, Band I. / II.;
Benno Tins – Die eigenwillige Historie des Ascher Ländchens 1977;
Archiv für deutsche Postgeschichte, Heft 1/1979;
Die Briefmarken und Sonderstempel des Sudetenlandes, Dresden 1939;
Hugo Hörr - Postwertzeichen des Sudetenlandes, Dresden 1940;

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