Veröffentlichung / Aktualisierung:
Text von Rudolf Ludwig, Wiesbaden, Rossbacher Heimatbote 1992
In Friedersreuth gab es einst 2 Mühlen. Beide befanden sich am gleichen Bachlauf, etwa 1200 m auseinander liegend. Der Schützteich, welcher zusammen mit dem Mühlgraben beiden Mühlen mit ihren wasserbetriebenen Mühlrädern (die obere Mühle zuletzt mit wasserbetriebener Turbine ausgestattet) als Wasserreservoir diente, befand sich bachaufwärts etwa 100 m vor dem Waldrand des Pfaffenwaldes, und der Zinnbach führte in der Regel genügend Wasser zum Antrieb der beiden Mühlen. Es bestand kein festgeschriebenes Wasserrecht, sondern vielmehr ein ererbtes Gewohnheitsrecht, was zumindest bei der oberen Mühle einige hundert Jahre alt sein dürfte.
Beide Mühlen besaßen steingemauerte Backöfen, der Backofen in der oberen Mühle befand sich am Durchgang vom Wohnbereich zur Mühle und bei der unteren Mühle war der Backofen außen angemauert und konnte von der Diele aus betrieben werden. Aber in beiden Mühlen hatten eigentlich beim Brotbacken die Großmütter das „Sagen”, d. h. sie machten den Brotteig zurecht, wo auch immer Fenchelkörner mit rein kamen und was dem Brot einen herzhaften Duft verlieh. Fenchel war damals sehr bekannt wegen seiner Heilkräfte verschiedenster Art. Daß damals nur reines Roggenmehl zum Brotbacken verwendet wurde, ergab sich von selbst. Denn in Friedersreuth wurde in erster Linie Roggen angebaut. In der Regel faßte so ein Backofen ca. 20 Brote, die, wenn sie ausgekühlt hatten, in Leinensäcken heimtransportiert wurden. In den späteren 30er Jahren wurde dann dazu übergegangen, das Roggenmehl zum Bäcker zu bringen und gegen Brot einzutauschen, was speziell ein Bäckermeister aus Asch durchführte, der wöchentlich zweimal seine Kundschaft in unserem Heimatort aufsuchte.
Der Schützteich hatte zwei Wehrsysteme. Das eine Wehr befand sich beim Überlauf zum natürlichen Bachbett des Zinnbaches und das andere Wehrsystem befand sich beim Durchlauf zum Mühlgraben (Mühlbach). Und gerade dieses Wehrsystem hatte es in sich, weil es aus zwei Wehrrechen bestand und darin verfingen (oder verirrten) sich stets die größten Forellen.
Beide Mühlen wurden bis zur Vertreibung der deutschen Bevölkerung 1946 betrieben. Untere Mühle wurde gleich nach 1948 abgerissen, da sie direkt an der feindlichen bayerischen Grenze lag. Obere Mühle wurde, wie der ganzer unterer Teil des Friedersreuth, im Laufe 1950er Jahren abgerissen. Die Häuser wurden von den Slowaken, die hier damals als Saisonarbeiter in der Landwirtschaft gearbeitet haben, zerlegt und per Eisenbahn (von Thonbrunn) nach Slowakei abtransportiert worden(anstelle des Gehalts, sie wurden nur verspeist und untergebracht).
Die Karte von 1841 mit beiden Friedersreuther Mühlen; © ÚAZK
Luftaufnahme von 1948
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Obere Mühle - Johann Wunderlich, Nr. 31
In der Frühzeit stand hier angeblich sog. Pochmühle, die zur Zermalmen des in der Umgebung geförderten Erzes benutzt wurde. Gegen Ende des 30jährigen Krieges dürfte hier eine sog. Schneidmühle (Sägemühle, auch Brettmühle genannt) errichtet worden sein. Als so gegen Mitte des vorigen Jahrhunderts der damalige Besitzer in arge finanzielle Bedrängnis geriet, erwarb der Vater von Adam Riedel das Mühlenanwesen samt der dazu gehörenden Landwirtschaft. Da die Baulichkeit der alten Schneidmühle ziemlich verfallen waren, wurde alles abgerissen und eine neue Mahlmühle gebaut, in die Johann Wunderlich einheiratete. Diese Mühle wurde Ende des 1930en Jahren auf wasserbetriebenen Turbinenantrieb modernisiert
Heutzutage sind nur winzige Überreste von Fundamenten und des Mühlgrabens sichtlich.
Ausschnitt von einer alten Ansichtskarte, die Obere Mühle ist mit dem Pfeil gekennzeichnet
Die Überreste des Auslaufes an die Francis-Turbine, rechts Überreste von Trümmern; © Thonbrunn 2015
Die Reste von Zuführungsgrabens oberhalb der Oberen Mühle, rechts dann des Auslaufsgrabens zur Unteren Mühle; © Thonbrunn 2015
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Untere Mühle - Hubert Wunderlich, Nr. 11
Die untere Mühle wurde Anfang des 19. Jahrhunderts errichtet und diente anfänglich der maschinellen Schindelfertigung. Interessant an dieser Mühle ist, daß das Gebäude in seinem Kernbereich in Piseebau (Stampflehm) errichtet wurde, der Gebäudeteil, worin sich der eigentliche Mühlenbetrieb befand, war in Holzbauweise erstellt. Der Antrieb dieser Mühle erfolgte immer über Wasserrad (Aufschlagwasser) und konnte nicht auf Turbinenantrieb umgestellt werden, da die Gefallstrecke des Antriebwassers dies nicht zuließ, was den damaligen Mühlenbesitzer Hubert Wunderlich jedoch nicht von der Modernisierung abhielt und der Einbau eines neuen Wasserrades durchgeführt wurde. Es sei hier mit erwähnt, daß der Vater von Hubert Wunderlich Mitte des vergangenen Jahrhunderts bei der Umstellung von Schneidmühle auf Mahlmühle per Fuhrwerk in Komotau die erforderlichen Mühlsteine abholte, wobei unterwegs ein Wagenrad zu Bruch ging, was an Ort und Stelle repariert werden mußte. Beim Heben der zentnerschweren Mühlsteine platzte aus Überanstrengung dem Vater von Hubert Wunderlich innerlich eine Ader und er verstarb. Seine Frau Klara, geb. Müller (Schwester vom „Hansen-Wolf”, Gastwirt), führte nun allein den Betrieb weiter, bis ihr Sohn Hubert großjährig war und die Mühle übernehmen konnte. Auch die untere Mühle besaß landwirtschaftliche Flächen und da mußte immer tüchtig gearbeitet werden.
Die Mühle wurde gleich nach 1948 abgerissen, da es sich direkt an der feindlichen deutschen Grenze bafand. Von der Mühle sind nur Teile der Fundamenten und einige Kellerräume erhalten. Sichtbar sind auch die Reste des Mühlgrabens. Vorsicht, in der Umgebung gibt es gefährliche Reste von den Stacheldraht-Hindernissen!!