Aktualisierung:
Aus den Tagebuchaufzeichnungen des Reinhold Müller,
Spinnereileiter in der Firma Frank
Rossbacher Heimatbote 1965
Sonntag, 15. 4. 1945 - Gegen 9 Uhr vormittag Tiefangriff von Jagdfliegern in Freiberg, 4 Tote, mehrere Verletzte. Zugverkehr Roßbach–Adorf eingestellt.
16. a 17. 4. - Fortwährend Absuchen die Jagdflugzeuge nach Zügen von Eisenbahnen und sonstigen Fahrzeugen. So weit das Auge sah und zu Gehör kam, stürzten sich Kampfflugzeuge auf ihre Beute und gleich hörte man die Bordkanonen. Innerhalb zwei Tagen war der Fahrtverkehr aller Transportwagen eingestellt. Bei Einbruch der Dunkelheit rollten die Transporte mit Militär bis zum Morgengrauen. Frächter Otto Voit wagte sich noch mit seinem Auto nach Asch zu fahren. Im Thonbrunner Wald wurde sein Auto von Tieffliegern zusammengeschossen. Schwere Artillerie kam vom 15. auf den 16. 4.
17. 4. - Fielen ca. 8 Granaten in der Nähe des Gottmannsgrüner Schulhauses. Kanonendonner Rehau–Gattendorf–Gassenreuth–Ölsnitz.
18. 4. - Überflogen die ersten Granaten aus unseren Rohren, d. h. aus deutschen Rohren Roßbach. Abgefeuert vielleicht von der Thonbrunner Höhe nach Richtung Gassenreuth, wo die Amerikaner standen. Aus allen Richtungen wanderten Militärpatrouillen. Es zog sich auch Militär von der sächsischen und bayerischen Grenze zurück. Neues Militär kam wieder.
19. 4. - Schlugen die ersten Granaten in Roßbach ein. Zirka 10 Panelshäuser, sowie das Haus Dölling wurden beschädigt. Immer noch hörte und sah man die Jagdflugzeuge in Richtung Adorf, Bad Elster und Asch. Wenn sich ein Militärauto noch wagte, bei Tag zu fahren, stürzten sich die feindlichen Flugzeuge darauf und schossen es in Brand.
18. a 19. 4. - sind in Richtung gegen Bayern und Sachsen ständig Brände zu sehen. Hof soll am 17. 4. von Amerikanern besetzt worden sein. Panzerspitzen stehen in Kaiserhammer.
19. 4. - war ich in Asch gewesen. Im Thonbrunner Wald waren mehrere in Brand geschossene Militärfahrzeuge auf der Straße gelegen. Feindflugzeuge fliegen tief über Wälder und Dörfer. Wo was sichtbar ist, wird mit Bordkanonen darauf gefeuert. Aufklärer fliegen tief und langsam. Wo Militär zu sehen ist, innerhalb einiger Stunden Artilleriebeschuß.
20. 4. - ist das Gehöft Wilfert (Fipp), Faßmannsreuth, von Amerikanern besetzt worden. Amerikanische Panzer stehen in Ebmath.
20. 4. - schlugen Geschosse von Panzerabwehrkanonen und schweren Maschinengewehren in Roßbach ein. Bei unserer Nachbarin Fuchs wurde ein Fenster eingeschossen. Das Geschoß lag auf dem Fenster. Die Kugeln flogen über die Köpfe weg. Gottmannsgrün wird von der Artillerie öfters beschossen. Immer wieder sieht man in der Nähe von Asch, Selb, Rehau, Posseck, Ebmath Rauchwolken.
20. 4. - Kanonendonner, Maschinengewehr- und Gewehrfeuer in nächster Nähe. Am selben Tage um 20.15 Uhr Artilleriefeuer aus Richtung Eichicht. Erster Einschlag Richtung Freitag Oberdorf. Zweiter Einschlag Richtung Todt Gettengrün. Dritter Einschlag Adorfer Wald. Vierter Einschlag Bahnhofshotel Schnapsrichter. Hierauf ging es in den Keller. In Abständen von 10 bis 15 Minuten schlugen Granaten ständig um den Bahnhof herum und darüber ein. Sogar Salven wurden abgefeuert. Jeder Abschuß wurde verfolgt und schon sausten die Granaten von Oberdorf kommend, in Richtung Süden, und schon krachte es wieder beim Bahnhofsberg. So ging es die ganze Nacht. Eine schreckliche Nacht. Die Nähe der Teppichfabrik wurde am stärksten betroffen. Während dieser Nacht hörte man in Richtung Ebmath das Surren der Motoren von schweren Autos. Man nahm an, es seien Panzer und werden bestimmt am 21. 4. früh in Roßbach einfahren. Der letzte Granateinschlag war um 5 Uhr früh. Während dieser Nacht vermutete man, es wird die ganze Höhe über dem Bahnhof in Trümmer gehen. Der Volkssturm wurde am 20. 4. eingezogen. Der Volkssturmmann Schmidt vergaß seinen Mantel mitzunehmen und wurde bei der Rückkehr bei Schwarzbauer an der Ebmather Straße von Amerikanern gefangen genommen.
21. 4. - um 7 Uhr früh kam ein Aufklärer ganz tief und langsam und suchte ganz Roßbach, vor allem aber die Einöde und die Ebmather Straße ab. Alles Militär ist in dieser Nacht bereits zurück in Richtung Adorf-Bad Elster. Elfhausen ist seit 19. 4. schon besetzt. Panzer-Besatzung, von Rehau herkommend, war am 20. 4. in Gottmannsgrün und zog sich wieder bis Kaiserhammer zurück.
21. 4. - Gegen 14 Uhr rollten - von Ebmath–Gottmannsgrün und Ziegenrück herkommend - die ersten Panzer und Spähwagen auf dem Parkplatz und Marktplatz ein. Alle Seitenwege wurden von den Spähwagen befahren und nach deutschem Militär gesucht. Auch der Feldweg Töpfwolf wurde bis zur Ecke des oberen Zaunes von unserem Garten befahren. Nach 7 Uhr, abends, durfte sich niemand mehr auf der Straße sehen lassen. In der Nacht auf den 22. 4. sind alle Wägen wieder weg von Roßbach. Asch soll seit 20. 4., 16 Uhr, besetzt sein.
Sonntag, 22. 4. war ruhig. Am Abend gegen 9 Uhr fielen Artillerieschüsse von Richtung Bergen nach Bärenloh. Der Adorferwald ist von deutschem Militär noch besetzt. Sonntag, den 22. 4., abends ¼10 Uhr, feuern Amerikaner aus Maschinengewehren von der Müllerschen Fabrik in Richtung Pfarrwald. In der Nacht auf Montag, den 23. 4., fielen einzelne Artillerieschüsse. Thonbrunn wird am 22. 4., 2 Uhr mittags, von den Amerikanern besetzt. Umleitung von Roßbach über Friedersreuth nach Thonbrunn mit Spähwagen der Amerikaner. Deutsches Militär ist seit 21. 4. in Roßbach nicht mehr zu sehen. Die Tage vor dem 20. 4. war sehr schönes Wetter, was den Operationen der amerikanischen Flieger große Vorteile bot. Deutsche Flieger sind schon seit 10. 4. nicht mehr zu sehen. Seit dem 22. 4. ist schlechtes Wetter und dadurch hat sich die Lage etwas beruhigt. Ab 8 Uhr abends Straßensperre.
23. 4. - war ich in Friedersreuth und überholten mich mehrere Spähwagen der Amerikaner. An diesem Tage wieder Gewehr-, Maschinengewehr- und Artilleriefeuer, Richtung Eichicht, Spähwagen flitzten ständig durch Roßbach von Richtung Gottmannsgrün–Friedersreuth und zurück Mehrere Panzer stehen in Gottmannsgrün. Am 23. 4. von mittag 12 Uhr bis nachmittags 16 Uhr und ab 20 Uhr abends wieder Straßensperre.
24. 4. - war Personenverkehr auf den Straßen nur von 8 Uhr früh bis 10 Uhr vormittags und von 16 bis 18 Uhr erlaubt. Regen und Schneewetter. Heute, den 24. 4., bis ½12 Uhr mittag ist noch kein Schuß gefallen.
25. 4. - Tagsüber bis auf einzelne Schüsse Artillerie- und Maschinengewehrfeuer ruhig. Beschossen wurde Thonbrunn, Theresienruh bis Richtung Eichicht. Panzer der Amerikaner nehmen Aufstellung bei Zapfentischler. In der Teppichfabrik nehmen die Amerikaner Einquartierung. Dieser Fabrikhof steht voll Panzer. Am 25. 4, abends ¾7 Uhr, kam Befehl, Pfannenstiel muß bis zur Teppichfabrik herein innerhalb kurzer Zeit geräumt sein. Die Flucht begann. Kurz darauf kam Befehl, es braucht nicht geräumt zu werden. Gegen 20 Uhr abends heftiger Artilleriebeschuß von Richtung Ebmath–Eichicht nach Richtung Hendels Teiche. Tausend Granaten flogen hintereinander über Roßbach weg, Fenster klirrten, es war ein sehr ruhiger Abend, wolkenlos und windstelle. Der Hall dröhnte bis weit ins Erzgebirge.
25. 4. - Abends 21¼ Uhr wird es wieder ruhig. Die Nacht auf den 26. 4. war bis auf einzelne Maschinengewehrschüsse ruhig. Deutsche Artillerie feuerte einzelne Schüsse von Richtung Adorf nach Pfannenstiel. Zwei Granaten fielen vor das Haus Reinhold Rank. Dies hatten die Panzer bei der Teppichfabrik inne. Adorf soll sich ergeben, aber es will sich bis zum letzten Haus verteidigen. Artillerie- und Maschinengewehrgefechte sind im Adorfer Wald. Es sollen dort SS stehen. Nach Beobachtungen halten diese sehr tapferen Widerstand. Von Norden her schießen die Amerikaner in Richtung Hundsgrün-Freiberg-Adorferwald bis Richtung Theresienruh. Immer wieder überfliegen Granaten Roßbach und 15 bis 40 Sekunden nach Abschuß hört man den Einschlag der Granaten in der Adorfer Waldung.
26. 4. - Ausgangszeit für Personen für den 26. 4. wurde auf früh um 8 Uhr bis abends 18 Uhr erlaubt.
27. 4. - Ausgangszeit nur wieder von 8 bis 10 Uhr vormittags und von 13 bis 15 Uhr nachmittags. Das Gehen von einem zum anderen Ort wird verboten. Amerikanische Flieger fliegen kaum 400 Meter über Roßbach und dem Adorfer Wald. Sehr langsam tasten diese den Boden ab. Kurz danach sausen schon die Granaten dorthin, wo sich ein deutscher Soldat hat erblicken lassen. In der Nacht auf den 27. 4. sieht man Leuchtkugeln in Richtung Eichicht–Bergen. Wieder Artilleriebeschuß. Einschläge Richtung Hendels Teiche.
27. 4. - Früh noch schönes Wetter. Gegen 10 Uhr vormittags Eintrübung und Regen. Wolken tief. Keine Fliegertätigkeit. Zivil-Franzosen sollen mit Reisen gegen Westen begonnen haben. Russische Gefangene sieht man nicht mehr viel herumbetteln und stromern. Weiße Fahne ist seit 21. 4. in der Fabrik und jetzt immer noch gehißt. Amerikanisches Artilleriefeuer, Abschüsse gegen Untertriebel, Einschläge gegen Bergen. Es scheint, als ob deutsches Militär Vorstöße in Richtung Bergen gegen Adorf aus. Am Freitag, dem 27. 4., von 7 bis 9 Uhr größere Gefechte im oberen Pfannenstiel, Richtung Mutterer, Flammenwerfer gut sichtbar. Ununterbrochenes Maschinengewehrfeuer, Artillerie und Panzerwaffenfeuer der Amerikaner. Es scheint, also ob sich an der Elsterner Waldung, an der Grenze Landschulz, deutsches Militär heraus- bzw. herangekämpft hat. Die Amerikaner erhalten große Verstärkung motorisierter Waffengattungen auf der Friedersreuther Straße her. Schon parken sie im Fabrikshof der Ottnima. Die Fabrik Übel ist mit amerikanischem Militär besetzt. Motorisierte Wagen aller Art stehen in kurzer Zeit auf der Schützenstraße und am Marktplatz. Das amerikanische Kommando wird in der Villa von Frau Lina Hendel und in der Villa Walter Uebel eingerichtet. Am 27. 4., nachts gegen 10 Uhr, wird es wieder ruhig.
28. 4. - Der öffentliche Verkehr ist von 8 bis 10 Uhr vormittags und von 13 bis 15 Uhr nachmittags erlaubt, überall im Inneren des Ortes stehen Wachen von Amerikanern. Der erste Kanonenschuß dieses Tages fiel um ¾11 Uhr vormittags in Richtung Hendels Teiche. Immer wieder hat man den Eindruck, daß es bei den Amerikanern tadellos funktioniert. Tagsüber war es ruhig, bis auf Kanonendonner Adorferwald und Richtung Ölsnitz, In der neunten Stunde abends hörte man gegen Bayern und Nordwesten viel Motorengeräusch. Es waren wahrscheinlich größere motorisierte Truppenbewegungen der Amerikaner. Im Ort war gegen ¼10 Uhr abends lebhafter Fahrzeugverkehr. An diesem Abend Bewölkungsabnahme, sehr ruhig und Windstille 2 Grad über Null.
Sonntag 29. 4. - Der erste Artillerieeinschlag war mittag 11 Uhr zwischen Ficker und Martin (Hansel), Pfannenstiel. Sollte wahrscheinlich Teppichfabrik treffen. Der Schuß kam von Richtung Freiberg. Die Teppichfabrik wurde aber vorher geräumt. Roßbach ist weiter von amerikanischem Militär besetzt. Aufstellung von mehreren Geschützen in verschiedenen Ortsteilen im Ort. Große Panzer stehen vor vielen Häusern verteilt. Auch ist Friedersreuth von vielen Panzern und motorisierten Fahrzeugen besucht worden. Die ersten amerikanischen Flugzeuge (Aufklärer), landeten in Friedersreuth. So auch starteten diese wieder auf freiem Gelände. Gegen 15 Uhr nachmittags feuerten die Amerikaner aus vielen Geschützen von Roßbach in die Adorfer-Waldung, Richtung Freiberg, bis hinaus Schönbacher Wald. Richtung Freiberg sind wieder große Brände sichtbar. SS-Division in der Adorfer schweigt. Gegen 9 Uhr abends auf beiden Seiten lautlose Stille, nur das Geratter von amerikanischen Motoren hört man, Richtung Färberei Krugsreuth. Gegen 23 Uhr nachts Artilleriefeuer auf beiden Seiten. Das Freiberger Schloß soll am 29. 4., nachmittags, in Brand geschossen worden sein.
30. 4. - Nachts gegen 3 Uhr wurde Halbäu in Brand geschossen. Am gleichen Tage hört man das Gerücht, Hitler wäre gefallen, Goebbels will weiterkämpfen, Göring und Frick sollen nach Schweden geflüchtet sein. Himmler und Rippentrop wollen kapitulieren gegen alliierte Mächte. Mit Rußland soll der Kampf weitergehen. An diesem Tage fiel bis mittag kein Schuß. Gegen 16 Uhr nachmittags ziehen alle Fahrzeuge von der Ottnima (das war die Bochmanns Fabrik) und der Schützenstraße ab. Auch der Stab bei Frau Lina Hendel zieht fort. Viele Fahrzeuge fahren vom Ort in Richtung Elsterstraße, angeblich nach Bad Elster. Gegen 17 Uhr nachmittags fielen die ersten zirka 17 Kanonenschüsse Richtung Elfhausen, ohne aber ihre Einschläge wahrzunehmen. Sonst aber hörte man keine Schüsse. In den Abendstunden ist das Getöse von Panzer und Spähwagen verstummt, nur von weitem her, es kann wohl Richtung Krugsreuth sein, hörte man noch Motorengeräusch. Nur ab und zu saust noch ein Spähwagen durch den Ort Roßbach. Die ersten Fußtruppen ziehen an diesem Tag, vormittags gegen ½ 10 Uhr, in Roßbach ein. Teils ziehen sie durch, teils bleiben sie hier. Hierzu werden viele Häuser am Markt zur Übernachtung beschlagnahmt. Es waren dies fast alles Amerikaner. Um ¾ 10 Uhr abends großes Feuer in Richtung Adorf. Der Osten ist blutrot. Es muß vieles in Flammen stehen. Windstille, fast wolkenlos, wieder kalt, 4 Grad unter Null. Es fiel kein Artillerieschuß mehr. Ist vielleicht Ruhe an der böhmisch-sächsischen Grenze? Immer noch keine Radio-Nachricht, kein Licht, kein Strom, seit dem 22. 4. Was mag wohl alles geschehen sein, seit diesem 22. 4.? Man hört, es soll Ordnungspolizei kommen. Ausgelassene Gefangene (Russen) beginnen zu plündern. Gut Sorg soll überfallen worden sein. Auch soll in Ölsnitz geplündert werden. Morgen, den 1. Mai, Lohnauszahlung. Arbeiter haben von 3 bis 104 Stunden in diesem Monat gearbeitet. Bei Niederreuth soll noch am 30. 4. gekämpft sein.
30. 4. - Um 1 Uhr mittags wurde der Bauernhof Oswald Müller, Friedersreuth, in Brand geschossen. Es war feindliche Artillerie aus Richtung Rehau. Ich bin selbst, trotz großer Gefahr, über die Alte Grün nach Friedersreuth zu Fuß gelaufen, um zu sehen, welches Haus brennt, da ich dort Verwandte hatte. Herrn Wölfel bei der Firma Beck traf ich in der Alten Grün und dieser sagte mir, daß soeben das Bauernhaus Friedei in Faßmannsreuth von Panzern aus der Kienleithen in Brand geschossen wurde, und das Anwesen war in einer halben Stunde niedergebrannt.
Friedersreuther Gehof Nr. 25, der durch Beschuß der Amerikaner zerstört wurde. Aufnahme von 1946, die Scheune wurde bereits wieder errichtet.
1. 5. 1945 - Amerikanische Artillerie schießt von Richtung Eichicht nach Adorf. Um ½10 Uhr vormittags sind große Brände in Richtung Adorf zu sehen. Richtung Hofmanns Häuser - Bloßen Höhe. Einen Brand hinter dem anderen sah man. Die Beschießung dauert bis gegen 5 Uhr nachmittags. Immer wieder qualmt neuer Rauch empor. Das Feuer muß verheerend sein. Von deutscher Seite, also von Adorf heraus, hört man keine Abschüsse. Die Nacht vom 30. 4. Auf den 1. 5. War in Roßbach ruhig. Es schlug auch am 1. 5. Kein Geschoß mehr ein. Fußtruppen von Amerikanern beziehen in Roßbach wieder Quartiere. Ordnungspolizei wird eingesetzt. Die Teppichfabrik wird von Russen geplündert, anschließend von Deutschen. In Kaiserhammer bei Jakob wurde vergangene Nacht geplündert. Dasselbe in Gut Sorg und Rank in Friedersreuth. Um ½10 Uhr abends ca. 13 Abschüsse von Artillerie, abgeschossen vielleicht Eichicht und Friedersreuther Höhe. Die Geschosse hört man sausen. Einschlag gegen Freiberg und Adorf. In wenigen Sekunden ist dort ein großer Brand sichtbar. Am 1. 5. Ist von 7 Uhr früh bis 7 Uhr abends Passierzeit.
2. 5. - In der Nacht auf den 2. 5. Das bisher stärkste amerikanische Artilleriefeuer, von Ebmath bis Friedersreuth, geschossen nach Adorf und Siebenbrunn. Es gab wahrscheinlich in dieser Nacht in der Umgebung niemand, der schlafen konnte. Man sah wieder große Brände, wie am Abend des 1. 5, in Richtung Adorf. Gegen 6 Uhr früh am 2. 5. verstummte das Artilleriefeuer. Nach heutigem Hören soll sich Adorf ergeben haben. In den Vormittagsstunden des 2. 5. zog ein großer Stab auf der Ebmather Straße ein und nahm in allen Häusern an der Ebmather Straße Quartier, sogar auch in der Einöde und Ebmath. Eine große Anzahl von Geschützen bedeckten Wege und Felder der Ebmather Einöde. Auch ihre Flugzeuge haben sie mit, welche gegen 13 Uhr mittags nicht höher als 100 Meter über Roßbach flogen und auf der Einöd beim Hause Rankenbauer starten und landen. Am 2. 5. um 6 Uhr abends feuerten diese Geschütze auf der Ebmather Straße und Einöde ihre ersten Salven nach Nordosten, vielleicht Richtung Falkenstein, denn Schöneck blieb rechts liegen. Es dauerte lange bis man die Einschläge hörte. Nach Adorf und Richtung Markneukirchen wurde heute nicht geschossen. Von deutscher Seite hörte man heute kein Artilleriefeuer.
Heute, den 2. 5., um ½2 Uhr nachmittags erstmalig wieder elektrischer Strom, seit 12 Tagen. In dem heutigen Wehrmachtsbericht um 8 Uhr abends wurde auch mit genannt, daß die amerikanische Armee, welche sich im Fichtelgebirge befand, mehr nach Nordwesten gezogen ist und dürfte vielleicht ein Teil, welche heute an der Ebmather Straße angekommen ist, davon sein. Jetzt ist es kurz vor 10 Uhr abends und hört man das Geschützfeuer der Amerikaner aus nächster Entfernung.
3. 5. - Adorf hat sich immer noch nicht ergeben. Vergangene Nacht hämmerte die amerikanische Artillerie aus vielen Rohren nach Adorf und Umgebung hinein. Die Abschüsse erfolgten meistenteils von der Ebmather Einöde aus. Die Einöde und Ebmath wurden heute noch mehr von amerikanischen Motorfahrzeugen bestellt, herkommend von Tiefenbrunn. Vereinzelt wurde tagsüber Adorf und die rechte Umgebung von Adorf beschossen. Öfters sah man dicke Rauchwolken hinter dem Adörfer Wald herausqualmen. Um ¾ 10 Uhr abends begann die amerikanische Artillerie von der Ebmather Einöd aus wieder weithin nach Osten zu schießen. Aufklärer segeln stündlich über den Ort, über die Fluren und Wälder ganz tief dahin. Start und Landung dieser Flugzeuge ist die hintere Einöd, Haus Rankenbauer.
4. 5. - Gegen 9 Uhr vormittags rollten schwere Panzer von Asch kommend, die Elsterstraße hinaus, vielleicht nach Bad Elster zu. Von Asch aus sollen die Amerikaner Bad Brambach und Fleißen mit Artillerie sehr beschossen haben. Amerikanische Spähwagen durchfuhren, wie seit der Besetzung des Ortes, die Hauptstraße. Ganz Roßbach ist, wie ein Netz von Telephondrähten an Straßen, Wegen und Gartenzäunen belegt. Um 5 Uhr nachmittags Abschüsse der Artillerie von der Einöd aus nach Richtung Schöneck. Etwas später darauf konnte man in Richtung Schöneck Brände beobachten. Weiter wurde Untergettengrün, Waldfrieden und Richtung Waidigt beschossen, wo gleich mehrere große Brände zu sehen waren. Es scheint, als ob dort immer noch Widerstand der Deutschen ist. Es soll dort auch Hitlerjugend beteiligt sein. Adorf hat sich nach Bestätigungen immer noch nicht ergeben. Der obere Stadtteil soll buchstäblich zerschossen und niedergebrannt sein. Der Betrieb Gebrüder Uebel in Adorf ist eingeäschert. Um 9 Uhr abends wird Adorf von allen Richtungen her mit Artillerie beschossen. Um ½ 10 Uhr abends standen die Fichtenbäume des Adorfer Waldes neuerdings vor einer Feuerglut. Nach der täglichen Beschießung und des ständigen Feuers muß es in Adorf verheerend aussehen. Die ganze Nacht hindurch stand der Wald auf feuerrotem Hintergrund. Sogar früh bis 5 Uhr qualmte der Rauch breit zum Himmel empor. Für die Adorfer Bevölkerung muß es schrecklich sein. Die ganze Nacht zum 5. 5. fielen Artillerieschüsse der Amerikaner in Richtung gegen Osten. Die deutsche Artillerie schweigt weiter. Aufklärer suchen weiter Meter um Meter sehr tief, langsam den Boden ab.
5. 5. - Sehr schlechtes Wetter vereitelt die Kampfhandlung. Bis ¼6 Uhr abends fiel an diesem Tag noch kein Schuß. Regen und schlechte Sicht am Nachmittag. Um ¼10 Uhr abends wieder Artilleriefeuer von Ebmath nach Adorf. Kurz darauf waren wieder große Brände in Adorf sichtbar.
6. 5. - Gegen ½6 Uhr früh fielen gegen Adorf die letzten Artillerieschüsse. Adorf hat sich ergeben. Adorf war eine der am längsten verteidigten Städte und wir waren von diesem Tag an auch vom Krieg befreit. Nur vereinzelt hörte man in der weiteren Umgebung noch Artillerie-, Maschinen- und Gewehrfeuer.