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1. Ortsname
1342 Schiltern, zu Schilterne; 1382 czu Schiltern; 1395 Schiltern;
seit 1948 Štítary
Schildern im Ascher Mundart:
Schildern - Katasterkarte vom 1841, Quelle: ČÚZK
2. Geschichtliches
Nach vorhandenen Unterlagen werden bereits am 10. März 1342 das "Schilderner Holz" und "5 Höfe in Schildern" urkundlich erwähnt. Im Egerer Klosterbuch ist Schildern jedoch erst 1392 urkundlich erwähnt. Der Ortsname "Schildern" wird von der Tätigkeit "Wache halten" und "Auf Wache stehen" abgeleitet, da sich das Dorf einst an der Reichsgrenze befand. Die Schilderner hatten sich so früher in Zeiten der Gefahr für Wachdienste auf dem Schilderberg bereit zu halten.
Nach einer Legende soll sich einst in Schildern ein Kirchlein befunden haben, das Sankt Michael geweiht gewesen sein soll. Angeblich wurde es von einfallenden Hussiten zerstört. Zu dieser Kirche sollen damals die Dörfer Schildern, Mähring, Schönlind, Neuhausen und Reichenbach eingepfarrt gewesen sein. Nach der Zerstörung des Schilderner Kirchleins waren die Gläubigen gezwungen, in die Kirche nach Asch zu gehen. In den 1920er Jahren gab es Bemühungen, eine neue Kapelle zu bauen. Es wurde auch zu einer Geldsammlung aufgerufen. Dieses Bauvorhaben wurde jedoch nicht realisiert und das gesammelte Geld für den Bau des Kriegerdenkmales verwendet.
Im Jahre 1920 wurde das Oberdorf und Unterdorf an die elektrische Versorgung aus Selb angeschlossen. Das Transformatorenhaus stand neben dem Schulhaus. Im Jahre 1929 wurde Schilderberg von Schönlind her an das Stromnetz angeschlossen und Ängerlein bekam elektrischen Strom von Steinpöhl.
Während des 1. Weltkrieges im Jahre 1916 wurde eine Gemeindestraße von Ängerlein nach Schildern bis zum Schulhaus gebaut. Als dann im Jahre 1922 die Bezirksstraße von Schönbach bis nach Mähring fertiggestellt war, hatten die Schilderner eine gute Verbindungsstraße bis Asch. Die Schilderner Gemeindestraße wurde dann im Jahre 1925 auch vom Bezirk Asch übernommen.
Die Schildener Dorfgeschichte endet dann mit der Vertreibung der Deutschen Bevölkerung 1946. Einige Gehöfte wurden von neuen Bewohnern aus dem tschechischen Hinterland und Rückkehrern aus dem Ausland neu besiedelt. 1947 wurden hier 30 Einwohner registriert. Aufgrund der Nähe zur Staatsgrenze befand sich der größte Teil des Dorfes nach 1948 jedoch in der verbotenen Grenzzone, aus der die Siedler wieder wegziehen mussten. Der größte Teil des Dorfes wurde daraufhin dem Erdboden gleichgemacht. Seit 1970 ist das Dorf als erlöschen erwähnt. Zwei Gebäude sind bis heute erhalten geblieben, das Haus Nr. 51, das ständig bewohnt ist, und das Haus Nr. 2, dessen Ruinen auf den endgültigen Abriss warten.
Aus der Gemeindechronik:
1841 - Abtrennung von Neuhausen u. Lauterbach vom Gemeindeverband Schildern,
Alphabetisches Verzeichnis der Grundbesitzer in Schildern;
1885 - Bau der Haltestelle Schildern an der Bahnstrecke Asch-Rossbach-Adorf;
1889 - Gründung des Schulkreuzer-Vereines;
1892 - Gründung der Freiwilligen Feuerwehr<;br/>
1897 - Heftige Erdbeben vom 25.10. bis 17.11.;
1905 - Abspaltung von Schildern und Mähring von der Gemeinde Schönbach;
1916 - Bau einer Gemeindestraße von Ängerlein nach Schildern bis zum Schulhaus;
1918 - Verbreitung von spanischer Grippe durch einen Fronturlauber;
1920 - Elektrifizierung der Gemeinde, gemeinsame Leitung mit dem benachbarten Mähring;
Transformatorenhaus stand neben dem Schulgebäude;
1920 - Gründung des Bundes der Deutschen Landjugend;
1933 - Einweihung des Kriegerdenkmals (10.9.);
1934 - Gründung der Kulturverbandsgruppe Schildern;
1934 - Wärmstes Jahr seit 100 Jahren;
1935 - schweres Gewitter mit Hagel, wesentliche Äcker-Schäden (3.4.);
1937 - Bezirks-Erntedankfest;
1945 - Gehöfte Nr. 9, 10 und 11 wurden von den vorrückenden Amerikanern in Brand geschossen, nachdem sich hier SS-Leute verschanzt und die US-Armee beschossen hatten;
1946 - Vertreibung der deutschen Bevölkerung und als Folge allmählicher Untergang des Dorfes.
Schilderner Gemeindevorsteher:
1906
Louis Wunderlich
1917 - 1918
Christof Gläsel
1918 - 1923
Christof Wunderlich
1923 - 1927:
Emil Wunderlich
1927 - 1928:
Hermann Popp
1928 - 1933:
Adolf Wunderlich
1933 - 1938:
Fritz Rank
1938 - 1945:
Emil Wunderlich
1945 - 1946:
Karl Höfner
Schilderner Gemeinde-Stempel
3. Ortsteile
Das Gesamtausmaß der Schilderner Fluren (Ackergrund, Wiesen, Weiden, Gärten und Wald) betrug ca. 607 ha. Das Schilderner Gemeindegebiet bestand aus vier Ortsteilen: Ängerlein, Oberdorf, Unterdorf und Schilderberg.. Eine Zuordnung einzelnen Anwesens finden Sie in der Tabelle auf folgender Seite.
Einzelne Schilderner Ortsteile sind auf der folgender Luftaufnahme aus dem Jahre 1948 gekennzeichnet:
4. Bevölkerungszahl
Die Entwicklung der Häuser- und Bevölkerungszahl in Schildern ist in der nachfolgenden Tabelle aufgeführt:
Jahr | Einwohnerzahl |
---|---|
1825 | 239 |
1857 | 303 |
1870 | 294 |
1890 | 235 |
1900 | 234 |
1906 | 237 |
1910 | 215 |
1921 | 185 |
1930 | 185 |
1935 | 210 |
1939 | 244 |
1941 | 198 |
5. Gewerben
Die Bevölkerung von Schildern war fast nur in der Landwirtschaft tätig. Es gab ca. 30 landwirtschaftliche Familienbetriebe. Die kleinsten Bauernhöfe hatten ca. 2 Hektar, die größten ca. 16 Hektar bewirtschaftete Flächen. Der Viehbestand richtete sich nach der Größe der Fläche, auf 1 Hektar kamen 1 bis 2 Stück Großvieh. Ein Großteil der Bauern hatte dann noch einige Waldgrundstücke.
Auch Handwerksleute waren in Schildern ansässig. So gab es einige Zimmerleute, einige Mauerer, Schuster, Tischler, ja sogar noch Handweber. Die Handwerksleute waren in einem Bauerndorf immer gesuchte Leute.
6. Vereinsleben
In Schildern gab es eine Vielzahl verschiedener Vereine.
Bereits 1889 wurde der Schulkreuzer-Verein gegründet, er umfasste 45 Mitglieder. Dessen 1. Vorsitzender war Gustav Waller, der damals zugleich als Schilderner Schulleiter tätig war. 1893 übernahm sein Nachfolger für zwei Jahrzehnte den Vorsitz. Dieser Verein ging während des 1. Weltkrieges ein. Der Bücherschrank mit seinem Inhalt gründete dann eine Grundlage der Gemeindebücherei.
Im November 1892 wurde die Freiwillige Feuerwehr mit 32 Mitgliedern gegründet. Der Hauptmann war Schulleiter Waller. 1893 wurde für fast 30 Jahre Karl Pellar Oberanführer. Um 1849 wurde für 635 Gulden das Spritzenhaus gebaut. Der Baugrund wurde von den Brüdern Louis u. Johann Wunderlich unentgeltlich zur Verfügung gestellt. 1933 bestand der Verein aus 37 Feuerwehrmännern.
1893 wurde der Land- und forstwirtschaftliche Verein der Schilderner Bauern gegründet, die über Sammelbestellungen günstig einkaufen konnten und auch sonst manche Vergünstigungen erhielten. Obmänner dieses Vereins waren Johann Rank, Eduard Ludwig und Max Michael.
1920 wurde der Bund der Deutschen Landjugend gegründet. Die Landjugend organisierte Tanzver- anstaltungen und verschiedene Wanderungen.
Festwagen beim Erntedankfest der Landjugend, um 1930© Stiftung Ascher Kulturbesitz Rehau
Ein weiterer Zusammenschluss war der örtliche Schlachtverein, bei dem jeder Bauer Mitglied war. Lag ein Notfall vor, hat dies der Vereinsobmann bekanntgemacht und dazu aufgerufen, dass jedes Anwesen ein Quantum Fleisch (je nach Viehzahl) kaufen solle. Das Fleisch wurde im Anwesen des geschädigten Bauern von einem Metzger gleich zerteilt. Die engverbundene Dorfgemeinschaft half dadurch den Bauern einigermaßen wieder aus seiner Notlage.
1934 wurde im Gasthaus Zur Eiche die Kulturverbandsgruppe Schildern gegründet. Sie besaß zunächst 41 Mitglieder unter dem Obmann Emil Wunderlich, später waren es 50 Mitglieder.
Es bestand auch ein Gustav-Adolf-Verein, der die Schilderner Protestanten unter seinem Dach versammelte. Ein weiterer Verein war die Jagdgenossenschaft.
Fast alle Vereine wurden in der Nazi-Zeit aufgelöst.
7. Gasthäuser
In Schildern gab es einst 3 Gasthäuser:
Gasthaus Zur Eiche, Nr. 47;
Es war eine gutgehende Gastwirtschaft. Im Jahre 1913 wurde es durch einen Anbau mit einem Tanzsaal erweitert. In diesem Saal wurde manche Tanzveranstaltung durchgeführt. Die Leute kamen von Asch, Schönbach, ja sogar von Schönwald.
Gasthaus Ängerlein, Nr. 5;
Diese Gastwirtschaft wurde nur nebenberuflich betrieben, hauptberuflich war man in der Landwirtschaft tätig. Zu diesem Gasthaus gehörte bis zum Jahre 1927 ein hölzerner Tanzsaal, der wegen Einsturzgefahr abgerissen werden mußte.
Gasthaus Waldschlösschen, Nr. 49;
Vor dem 1. Weltkrieg gab es noch ein drittes Wirtshaus, die Ausflugsgaststätte "Waldschlößchen" an der Mähringer Straße. Dieses Gebäude brannte am 3. Juli 1908 nieder und wurde nicht mehr aufgebaut.
Mehr über den Schilderner Gasthäuser finden Sie hier.
8. Kriegerdenkmal
Das Schilderner Kriegerdenkmal wurde am 10. September 1933 unweit vom Feuerwehrhäuschen feierlich eingeweiht. Die Einweihungsansprachen hielten Dr. theol. Held und Abgeordneter Christof Gläsel vor 3000 aus der weiten Umgebung herbei geströmten Teilnehmern. Die Finanzierung des Denkmals wurde durch die öffentliche bedeckt.
Das Denkmal wurde - zusammen mit dem ganzen Dorf - am Ende der 1940er Jahre vernichtet.
Einweihung des Schilderner Kriegerdenkmales - links Dr. theol. Held,
in der Mitte Bürgermeister von Schildern Friedrich Rank
Mehr über die Schilderner Gefallene, Vermisste und Verstorbene währen der beiden Weltkriegen finden Sie hier.
9. Schulhaus
Um 1870 wurde in Schildern für einklassige Volksschule ein angemessenes Schulhaus mit Schulgarten errichtet. Die eingesetzten Lehrer waren tüchtige Schulmeister:
1870 - 1892 Gustav Weller
1893 - 1920 Carl Pellar
1920 - 1921 Rudolf Pellar
1921 - 1922 Hermann Goßler aus Niederreuth
1922 - 1923 Adolf Wunderlich aus Asch
1923 - 1934 Rudolf Pellar
1934 - 1939 Otto Klier aus Schildern
1939 - 1941 Margaretha Ott
1941 - 1946 Josef Bauer
Schilderner Schulkindern vor dem Schulhaus.
10. Personen-Bahnhaltestelle
Im Zusammenhang mit der Erbauung der Eisenbahnlinie Asch - Rossbach wurde im Ortsteil Ängerlein eine Personalhaltestelle errichtet. Zuerst hießt die Station lediglich "Schönbach". Später erhielt sie die Bezeichnung "Schönbach-Schildern". Ab 1928 hießt die Haltestelle nur noch "Schildern".
Zum Schutz der Passagieren vor schlechten Wetterverhältnissen diente kleines hölzernes Häuschen, wohl mit separaten WC-Kabinen, wie es aus der Bahnhaltestelle-Lage-Skizze ersichtlich ist. In der Nachkriegszeit wurde diese Wartehalle, die inzwischen verfallen wurde, durch eine gemauerte Wartestelle ersetzt. Die ist bis zu heutigen Tagen im Betrieb.
Schilderner Bahnhaltestelle 2022; © Thonbrunn
11. Ascher Wasserwerk
Im Jahre 1910 wurde auf Schilderner Flur nahe der Grenze bei Neuhausen das zweite Ascher Wasserwerk erbaut und bereits elektrisch betrieben. Der vorhandene Brunnen ist 1932/33 auf 40 m Tiefe gebohrt worden. Dabei wurde manche Wasserader der Wasserversorgung für einige Schilderner Anwesen mit erfaßt. Maschinisten des Wasserwerkes waren Hermann Krauß, der früher von Asch zugezogen ist, und Christof Gläsel, der ein geborener Schilderner war.
Das Wasserwerk ist heutzutage (2022) außer Betrieb, jedoch betriebsbereit. Laut aussagen von zuständigen Personen wurden die Pläne zu vernünftiger Nutzung dieser Wasserquelle zusammengestellt.
Ascher Wasserwerk 2022; © Thonbrunn
Quellen::
Chronik des Dorfes Schildern 1987;
K. Alberti - Beiträge zur Geschichte d. Stadt Asch u. d. Ascher Bezirkes I-IV. 1937;
Benno Tins – Die eigenwillige Historie des Ascher Ländchens 1977;
J. Tittmann – Heimatskunde des Ascher Bezirkes 1893;
Johann Richard Rogler - Die Orts- u. Flurnamen d. Ascher Bezirkes 1955;
Auf der nächsten Seite finden Sie ein Verzeichnis von allen 1946 bestehenden Schilderner Häusern und dessen Besitzer.
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