Mähring 1.


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1. Ortsname

1392 Meringen, 1555 Merring, 1692 Mering,
seit 1948 Újezd

Laut Tittmann wurde die Ortschaftsname vom "im Ringe mähen" abgeleitet, andere Forscher sind jedoch der Meinung, daß die Name mit dem Wallinsel, also einem Ringwall, zusammenhängt.

Mähring im Ascher Mundart:

Mähring 1841

Mähring - Katasterkarte vom 1841, Quelle: ČÚZK

2. Ringwall

Mähringer Wallinsel wurde als "Mondteichlein" genannt. Angeblich zählte es zu den ältesten Wallinseln des Ascher Gebietes. Das Mondteichlein entstand dadurch, daß die Nordhälfte des Wallgrabens ausgefüllt wurde, wozu man das Erdreich vom Ringwall abhob. In letzter Zeit wurde noch einmal etwa ein halber Meter abgegraben. Die Insel hatte ca. 19 m Durchmesser. Nach der Vertreibung kam es zu einer Austrocknung des Mondteichleins, die Umgebung wurde mit dem Wachstum überwuchern.

2012 wurden dann die Rückstände des Mähringer Ringwalls bei dem Bau des Windparks teilweise zerstört.

Mähringer Ringwall um 1910

Mähringer Ringwall um 1910

3. Geschichtliches

Mähring war die westlichste Ortschaft des Ascher Landes. Die Gesamtfläche beträgt 708 Hektar.

Die Ortschaft wurde von den deutschen Kolonisten aus Oberpfalz vermutlich in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts eingelegt. Erste schriftliche Erwähnung stammt aus dem Jahre 1392, das Dorf ist als Meringen genannt, 1692 ist dann Mering angegeben. Seit 1422 wurde Mähring Zedtwitz'sches Lehen.

Das Dorf hatte keine geschlossene Struktur, es gab kein zentraler Dorfplatz, die Einwohner lebten bis zur Vertreibung vornehmlich von der Landwirtschaft. In der Ortschaft stand ein Schulhaus, eine Mühle und eine Schmiede, die später auf eine Gaststätte umgebaut wurde.

1946 kam es zur Vertreibung der gesamten Dorfeinwohner, das Dorf wurde ausgeplündert. Die Anwesen verfallen allmählich, bis die Überreste 1953 definitiv in die Luft gesprengt wurden. Damit verschwand das Dorf Mähring für immer, übriggeblieben ist nur der Kriegerdenkmal und die Überreste des Friedhofes, die heutzutage an die einstige Ortschaft erinnern.

Maehring
Aus der Gemeindechronik:

1771 - Nummerierung der Häuser, gültig bis zum Untergang des Dorfes 1953;
1861 - Bau des Schulhauses;
1865 - Gründung des Mähringer Friedhofes. Bis dahin waren die Verstorbenen in Asch beigelegt;
1872 - Gründung des Fortbildungsvereines;
1874 - Gründung des Leichenvereines „Freundschaft“;
1899 - Gründung der freiwilligen Feuerwehr;
1904 - Selbständige Gemeinde, bis dahin von Schönbach verwaltet;
1921 - Elektrifizierung des Dorfes und Bau des Transformatorenhäuschen, Stromanschluß an Selb;
1922 - Bau der befestigten Bezirkstrasse Asch-Schönbach-Schilder-Mähring;
1925 - Errichtung des Kriegerdenkmals;
1930 - Telefonanschluss an das Postamt in Schönbach;
1946 - Vertreibung der deutschen Bevölkerung und Ausplünderung des Dorfes von tschechischen Gardisten;
1953 - Sprengung von letzten Häusern, das Dorf wird so dem Erdboden gleich gemacht.


Mähringer Gemeindevorsteher:

1906
Simon Wunderlich
1930
Georg Dötsch
1935:
Richard Wölfel

Mähringer Gemeinde-Stempel

Mähringer Gemeinde-Stempel

4. Ortsteile

Die kleine Gemeinde Mähring gliederte sich in drei Ortsteile, Unterdorf, Oberdorf und Winkel. Das Adressbuch vom 1906 erwähnt außerdem noch die Ortsteile Mühlberg und Schilderberg. Eine Zuordnung einzelnen Anwesens finden Sie in der Tabelle auf folgender Seite.

Einzelne Mähringer Ortsteile sind auf der folgender Luftaufnahme aus dem Jahre 1948 gekennzeichnet:

Mähringer Ortsteile

5. Bevölkerungszahl

Die Entwicklung der Häuser- und Bevölkerungszahl in Mähring ist in der nachfolgenden Tabelle aufgeführt:

Jahr Häuser Einwohnerzahl
1688 24 -
1785 36 -
1850 43 275
1870 - 334
1891 46 317
1900 - 283
1906 44 291
1921 - 206
1930 41 207
1935 40 198
1939 40 175
1941 41 175
Vertreibung 1946 41 ?

6. Gewerben

wie sie in jeweiligen Adressbüchern aufgeführt sind. Vor 1930 sind bei Mähring keine Angaben aufgeführt, es ist aber anzunehmen, dass die unten erwähnten Gewerben auch vor diesem Zeitpunkt im Dorfe vorhanden waren.

1930 gab es im Dorf jeweils 1 Gastwirt, Müller, Schmied, Schneider, Schuster u. Trafikant

1935 kamen dazu noch 2 Milchhändler

1941 ist dann lediglich 1 Gastwirt, Milchhändler, Müller, Schneider u. Trafikant

7. Vereinsleben

Gemessen an der Einwohnerzahl erfreute sich Mähring eines regen Vereinslebens. Bereits 1872 wurde ein Fortbildungsverein gegründet, wohl einer der ältesten seiner Art in weitem Umkreis. Zwei Jahre später wandelte man ihn in den „Leichenverein Freundschaft“ um. Viel leicht stand dies in Zusammenhang mit dem 1865 neu angelegten eigenen Friedhof des Dorfes. Eine Feuerwehr und ein mit ihr verbundener Brandversicherungsverein hatten angesichts der weiten Streuung der Siedlung kaum etwas zu tun. Neben der Feuerwehr gab es noch den Bund der Landwirte, eine Jägervereinigung sowie den Bund der deutschen Landjugend, der Lieder, Volkstänze und Theaterstücke präsentierte.

Mähringer Landjugend

Die Ortsgruppe der Mähringer Landjugend, um 1934

Dožínky v roce 1930

Erntedankfest 1930

Folgend sind als ein Beispiel die Mähringer Vereine aus dem Jahre 1906 detailliert Aufgelistet:

Beerdigungsverein „Freundschaftsbund“:
gegründet 1874, 70 Mitglieder, Monatlicher Beitrag 20 Heller;
Vorsteher: Nikol Goßler, Kassierer: Nikol Ludwig
Versammlungen am 1. Sonntag jeden 3. Monats im Gasthause

Freiwillige Feuerwehr:
gegründet 1889, 44 Mitglieder;
Kommandant: Simon Wunderlich, Kassierer: Nikol Ludwig
Der Feuerwehr-Sterbekasse gehören 15 Mitglieder an.

Freiwillige Feuerwehr um 1930

Mähringer Freiwillige Feuerwehr um 1930

Fast sämtliche Landwirte gehören dem landwirtschaftlichen Ortsvereine Schönbach mit dem Sitz in Schildern an.

8. Gasthaus

Gasthaus Ludwig, Nr. 40;

Ursprüngliches Anwesen mit einer Schmiede wird 1817 erwähnt. Der Inhaber hat anschließend im Hof eine Stube eröffnet. Das Anwesen wurde 1925 völlig abgerissen und an seiner Stelle ein neues Gasthaus mit einem Tanzsaal gebaut.

Ludwig Gasthaus war ein sehr beliebtes Ausflugsziel von Ascher und benachbarten Bayern. Die Wirtschaft war gleichzeitig auch Vereinslokal. Alle 14 Tage gab es Tanz-Kränzchen. Der Verkehr wurde nach der Vertreibung 1946 eingestellt.

Mähringer Gasthaus Ludwig

Mähringer Gasthaus Ludwig in den 1930er Jahren

Mehr über den Mähringer Gasthaus finden Sie hier.

9. Mühle und Herrenteich

Die Mühle des Egon Korndörfer, Nr. 6;

Die Mähringer Mühle war die westlichste Mühle der Österreichisch-Ungarischen Monarchie und der späteren Tschechoslowakei.

Erstmalig wurde die Mühle 1648 im Zusammenhang mit einer Handwerksordnung erwähnt. Damals war Andreas Fischer Müller in Mähring. 1665 wurde sie dann in der Bayreuth. Grenzbeschreibung der Hauptmannschaft Hof erwähnt.

Im laufe der Zeit wurde die Mühle mehrmals verkauft, was die entsprechende Buchungen beweisen. Ob es sich tatsächlich um Verkäufe oder nur Pachtungen handelte, kann man nicht mehr feststellen.

Die Mühle wurde mit 2 oberschlächtigen Mühlrädern ausgestattet, jedes mit der Leistung von 3,6 Pferdkräften. Ein Mühlrad hat das Mühlenhaus und das zweites dann Sägewerk angetrieben. Zu dem Anwesen gehörten 11 ha landwirtschaftlicher Fläche und 4 ha Wald, sowie ein großer Mühlteich.

Das Leben von Egon Korndörfer endete auf tragische Weise. Ende März 1946 - es lag noch etwas Schnee - wurde der Müller auf dem Weg zum Herrnteich zum letzten Mal lebend gesehen. Am nächsten Tag suchten alle Dorfbewohner nach ihm und fanden ihn schließlich unter dem Eis des Herrnteichs. Es blieb ungeklärt, ob es ein Unfall war, oder ob der Müller freiwillig aus dem Leben geschieden war. In der damaligen Zeit kam es öfter vor, dass Menschen, die glaubten, es nicht ertragen zu können erst entrechtet und dann noch aus der Heimat vertrieben zu werden, freiwillig aus dem Leben schieden.

Die Mühle wurde 1953 - wie der Rest des Dorfes - vom tschechischen Militär in die Luft gesprengt. Heutzutage sind nur winzige Überreste von Fundamenten und des Mühlgrabens sichtlich.

Korndörfer-Mühle Korndörfer vor der Mühle

Mähringer Mühle, rechts der letzte Müller Egon Korndörfer

Mehr über die Mähringer Mühle erfahren Sie hier.


Herrenteich

Der Herrenteich (heute Štítarský rybník) gehörte ebenfalls zur Mähringer Mühle und konnte getrennt gestaut werden. Der Herrenteich erscheint schon auf Bauers Landkarte von 1716. Das Zetdwitzische Inventar 1740 nennt den "Mehringer Bach beim herrschaftlichen Teich", der zum Ascher Vorwerk gehörte und war pachtweise Schützenteich für die Mähringer Mühle. Später wurde wohl von der Familie Korndörfer abgekauft. Diese bewirtschaftete den Teich bis zur Vertreibung 1946.

Heutzutage ist der Herrenteich in einem Privatbesitz und wird zum Fischzucht und -fang genutzt.

Herrenteich 1939

Herrenteich 1939

10. Schulhaus

Die Mähringer Schule wurde 1861 erbaut. Die Gesamtkosten für das Schulhaus betrugen 4.657 Gulden und 38 Kreuzer. Wegen des Bauplatzes entstand ein großer Streit. Zuerst sollte die Schule im Oberdorf errichtet werden. Die Bewohner des Unterdorfes waren nicht einverstanden und jeder von ihnen bot freiwillig 5 Gulden zum Bau, wenn sie im Unterdorf errichtet würde. Das Gleiche boten die Bewohner des Oberdorfes. Nachdem der Müller Joh. Korndörfer Nr. 6 sich erbot die Anlage des Röhrenwassers allein zu bezahlen - es waren 20 Gulden - nahm der Streit ein Ende und die Schule wurde im unteren Teil des Dorfes gebaut.

Das Schulhaus wurde am 7. November 1861 eingeweiht. Es handelte sich um einklassige Schule, im Dachgeschoss befand sich die Lehrerwohnung. Das Schulhaus trug ein Glockentürmchen, von dem zum Frühgebet, um 11 Uhr und auch zum Abendgebet geläutet wurde. Sterbefälle wurden durch Läuten um 9 Uhr angezeigt. Der Klang des Glöckleins begleitete die Verstorbenen auf dem Weg zum ortseigenen Friedhof.

Der Schulgarten war auch Turn- und Spielplatz. Dort waren Kletterstangen, eine Reckstange und ein Barren. Bei warmem Sommerwetter fand manche Turnstunde im nahen Herrnteich statt - dort gab es Schwimmunterricht. Im Winter wurde der Turnunterricht durch Schifahren ersetzt.

Der Schulunterricht wurde Anfang 1945 eingestellt und nie wieder aufgenommen. Die Schule wurde, wie das ganze Dorf, Anfangs 1950er Jahren in die Luft gesprengt.

Mähringer Schulhaus

Die Mähringer Schüler mit dem Schulleiter Ernst Lederer im Jahre 1924

Mähringer Schulhaus

Die Mähringer Schulkinder mit dem Schulleiter Erhard Edwin Rückert, 1937

11. Friedhof / Kriegerdenkmal


Friedhof

Mähringer Friedhof wurde 1885 angelegt. Vor dieser Zeit wurden alle Mähringer in Asch beerdigt.

Nach der Vertreibung verfiel der Friedhof allmählich. Um 2009 hatte dann die Schönbacher Gemeinde, unter dessen die Katasterflächen des ehemaligen Dorfes Mähring zustehen, entschieden, den Friedhof zu revitalisieren. Zur einer feierlichen Neu-Einweihung kam es dann im Mai 2010.

Mähringer Friedhof 2020 Mähringer Friedhof 2020

Mähringer Friedhof im Jahre 2019; © Petr Antonín Karlíček


Kriegerdenkmal

Das Kriegerdenkmal wurde 1925 errichtet. Die Kosten betrugen 11.000,-Kc. Diese wurden durch freiwillige Spenden aufgebracht. Es wurde in der Werkstatt von Gustav Grader in Eger gefertigt und trug 17 Namen. Bei der Einweihung nahmen mehrere Tausend Leute aus breiter Umgebung teil. Das Kriegsdenkmal hat als Einziges die Vernichtung des Dorfes „überlebt“. Die „Revolutionär-Gardisten“ oder die Militär haben den Denkmal umgestürzt und dieser ist bald mit dem Kraut verwächst. Das war wohl sein Glück. Nue aufgefunden wurde es von Mähringer 1992 und in den Jahren danach von den tschechischen Mitarbeitern des Ascher Museum wieder aufgestellt. Eine feierliche Wiedereinweihung des Mähringer Kriegerdenkmals fand dann im Oktober 2000 statt. Die Mähringer, die sich um denn Kriegsdenkmall kümmern, haben anschließend eine neue Namentafel mit Opfer des 2. Weltkrieges beigefügt. Bei dem Denkmal werden regelmäßig die Heimatstreffen organisiert.

Kriegerdenkmal in Mähring Kriegerdenkmal in Mähring 2021

Mähringer Kriegerdenkmal um 1930, rechts heutiger Zustand Herbst 2021

Mehr über die Geschichte des Kriegerdenkmals, Gefallene, Vermisste und Verstorbene währen der beiden Weltkriegen finden Sie hier.

Quellen::
Irmgard Heinl - Chronik des Dorfes Mähring 2007;
K. Alberti - Beiträge zur Geschichte d. Stadt Asch u. d. Ascher Bezirkes I-IV. 1937;
Benno Tins – Die eigenwillige Historie des Ascher Ländchens 1977;
J. Tittmann – Heimatskunde des Ascher Bezirkes 1893;
Johann Richard Rogler - Die Orts- u. Flurnamen d. Ascher Bezirkes 1955;

Auf der nächsten Seite finden Sie ein Verzeichnis von allen 1946 bestehenden Häusern und dessen Besitzer.

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