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Allgemeines
Himmelreich war das kleinste Dorf des Ascher Bezirks, 1939 betrug das Gemeindegebiet 589 Hektar. Es war eingebettet in den nördlichen Rand des großen „Egerer Waldes“. Durch Himmelreich und diesen Wald führte früher die Poststraße Hof-Asch-Eger.
Die Gemeinde war auf Vorder- und Hinter-Himmelreich aufgeteilt. Hinter-Himmelreich war zu Wernersreuth, Vorder-Himmelreich dann zu Rommersreuth angehörig. Beachtenswert ist noch, dass zwischen den beiden Himmelreich einst die Grenze verlief, welche die reichsunmittelbare Herrschaft von Zedtwitz vom Königreich Böhmen trennte. Seit 1850 wurde gesamter Himmelreich dem Ascher Bezirke zugeteilt.
Himmelreich - Katasterkarte vom 1841, Quelle: ČÚZK
Ortsname
Der Name Himmelreich ist sehr alt. Er kommt schon im Mittelalter als Personenname vor. Über die Herkunft des poetischen Namens der Gemeinde kann jedoch nur gerätselt werden. Tatsache ist, dass im Jahre 1540 die Stadt Eger vom Kloster der Klarissinnen das Dorf Rommersreuth mit allen dazugehörigen weitläufigen Waldungen erwarb. In diese Zeit könnten auch die Anfänge der an der nördlichen Waldungsgrenze und der Heer- und Poststraße Eger-Asch-Hof gelegenen kleinen Eger Siedlung „Himmelreich“ oder Egrischreuth“ fallen.
1569 Himmelreich oder oft auch Egrischreuth oder Neu Egersreuth, 1716 Ascher- o. Lutherisch-Himmelreich (Hinter-Himmelreich) und Egerisch- o. Katholisch-Himmelreich (Vorder-Himmelreich), nach 1918 zweisprachig Himmelreich / Nebesa, seit 1948 tschechisch Nebesa.
Himmelreich im Ascher Mundart:
Geschichtliches
Der Himmelreich taucht erstmals in einer Urkunde von 1540 auf, nach welcher die Stadt Eger vom Kloster der Klarissinnen das Dorf Rommersreuth mit allen dazugehörigen Waldungen erwarb. Später wird in einer Klage vom 18. Februar 1569 gewisser Hans Wunderlich aus Himmelreich erwähnt. In späteren Egerer Urkunden erscheint oft auch Egrischreuth. Viel später, anno 1712, kauft Johann Wunderlich an der Poststraße Waldgrund von der Stadt Eger und errichtet ein Wirtshaus. 1725 kamen ein Forsthaus und weitere drei „Häusl“, darunter eine Schmiede dazu!
Bei der Gründung des Ascher Bezirkes 1850 wurde auch Himmelreich mit 11 Häusern und 104 Einwohnern als Gemeinde eingegliedert.
Um 1820 wurde die neue Staatsstraße Asch-Eger mit veränderten Verlauf im Egerer Wald erbaut.
Am 29. Juni 1884 sanken vier Häuser in Asche und der Brand am 14. April 1933 äscherte zwei Anwesen ein, dabei ein Bauernhof mit Fachwerkgiebel und Glockentürmchen. Für das heimelige Dorfbild von Himmelreich ein herber Verlust.
Abgebrannte Himmelreicher Schmiede mit dem Glockentürmchen, Aufnahme vom Herbst 1930;
Wie die meisten Deutschen aus Böhmen und Mähren mussten 1945/46 auch alle Himmelreicher, Männer, Frauen, Kinder und Alte ihre Heimat verlassen. Viele versuchten von ihrem Eigentum durch „paschen“, trotz großer Gefahr, so viel wie möglich vor den „neuen Herren“ über die nahen Grenzen zu retten. Kurios war dabei, dass manche, die etwas ihres Besitzes ins Vogtland gebracht hatten, nach der Besetzung durch die Russen, dies dort wieder abholten und quer durch den Bezirk nach Bayern schleppten. Richtige Karawanen waren da Nachts in den Wäldern um Himmelreich unterwegs!
Da das Dörflein nicht in unmittelbarer Nähe der Staatsgrenze liegt, ist ungefähr die Hälfte von den Häusern überliefert worden. Ich verfüge leider über kein Ortsplan vom Himmelreich, deshalb kann ich nicht genau die ursprüngliche Hausnummer richtig zuordnen. Auf vielen Stellen den abgerissenen Häusern wurden in den 1970er Jahren neue Wochenendhäusern gebaut. Ob dessen Hausnummern mit ursprünglichen übereinstimmen ist jedoch fraglich. Heutzutage gehört das Dörflein unter die Ascher Verwaltung. 2021 lebten hier dauerhaft 27 Einwohner in 11 Häusern.
Himmelreicher Gemeindevorsteher:
1892
Andreas KÜNZEL; 1. Gemeinderat: Andreas WUNDERLICH, 2: Gemeinderat: Adam KÜNZEL
1906
Johann WUNDERLICH; 1. Gemeinderat: Johann MÜLLER, 2: Gemeinderat: Adolf KNODT
1915
Franz HECKL;
1919
Johann RUBNER;
1935
Johann WUNDERLICH;
1945
Josef PLAIL.
Bevölkerungszahl
Die Entwicklung der Häuser- und Bevölkerungszahl in Himmelreich ist in der nachfolgenden Tabelle aufgeführt:
Jahr | Häuser | Einwohnerzahl | 1850 | 11 | 104 |
---|---|---|
1870 | - | 122 |
1880 | - | 125 |
1890 | 15 | 107 |
1906 | 18 | 144 |
1916 | 18 | 128 |
1921 | 17 | 120 |
1930 | 18 | 120 |
1934 | 19 | 152 |
1939 | 26 | 143 |
1941 | 25 | 147 |
Gewerben
Die Einwohner von Himmelreich waren hauptsächlich in der Landwirtschaft tätig. Die landwirtschaftlichen Erträge waren jedoch wegen dem rauhen Klima in der Höhe von etwa 700 Meter gering, nur durch Nebenerwerb an eigenen Webstühlen, mit Sandgruben, durch Holzabfuhr oder Teichwirtschaft fanden die Bauernfamilien ein Auskommen. Viele Häusler hatten noch ein Stück Land und Ziegen im Stall, Hasenställe waren in den meisten Gärten zu finden. Der Wald lieferte nicht nur Brennholz, sondern auch Futter und Einstreu für Ziegen und Hasen. Später gingen die meisten Himmelreicher Männer, Frauen und die jungen Leute nach Asch in die Fabriken zur Arbeit, einige Frauen arbeiteten in Heimarbeit für die Textilindustrie. Ein Ofensetzer hatte seine Werkstatt im Ort. Öfter waren Bewohner arbeitslos, schlecht unterstützt, suchten sie dann Hilfsarbeiten, z. B. im Sommer entrinden von „Papierholz“, im Winter „Schneeschaufeln“, denn das Dorf war oft Tage durch Schneeverwehungen abgeschnitten.
Das Lebensmittel gab es in der kleinen Gemischtwarenhandlung des Wirtshauses Netsch. Brot wurde von den Steingrüner Bäckern eingekauft, Milch brachte ein Milchmann aus Nassengrub.
Im Adressbuch vom 1923 wurden folgende Gewerben aufgeführt: 2 Gastwirte, 1 Krämerei, 1 Binder, 1 Schlosser u. 1 Schuhmacher. Weiter Adressbücher sind dann ohne Gewerben-Angaben.
Vereinsleben
Da Himmelreich ein sehr kleines Dorf war, wurde auch das Vereinsleben nicht sehr ausgeprägt. 1904 wurde die freiwillige Feuerwehr gegründet. Der Kommandant war Matthias Rubner. 1908 wurde ein Katholischer Frauenverein ins Leben gerufen. 1912 folgte dann Arbeiter Turnverein. Dieser war nicht nur bei Kindern und Jugendlichen sehr beliebt. Ab 1921 war in der Ortschaft noch ein vierter Verein tätig, und zwar Deutscher Kulturverband - Ortsgruppe Himmelreich. Der Obmann des Verbandes war Johann Andreas Fischer, 1930 Josef Helm. Alle Himmelreicher Vereine hatten sein Sitz in der Gastwirtschaft Netsch, welche über ein großer Saal verfügte. Hier fanden im Winter gut besuchte Veranstaltungen und Bälle.
Kulturverbandsball im Wirtshaus Netsch 1935
Gasthäuser
In der Ortschaft gab es einst 2 Gasthäuser. Beide Wirtshäuser mit seinen Biergarten waren an Sommersonntagen ein beliebtes Ausflugsziel vor allem von Aschern.
Gasthaus Zur Elsterquelle, Nr. 2
Diese Gaststätte mit einem Tanzsaal stand einst im Hinter-Himmelreich.
Gasthaus Zur Elsterquelle in den 1930er Jahren
Gasthaus Netsch, Nr. 16
Dieses Wirtshaus steht bis heutigen Tagen im Vorder-Himmelreich. Jedoch seit ein paar Jahren außer Betrieb.
Gasthaus Netsch in den 1920er Jahren
Mehr über die Himmelreicher Gasthäuser finden Sie HIER.
Schulwesen
Schon Ende des 18. Jahrhunderts bestand eine „Wanderschule“, der Unterricht wurde wöchentlich wechselnd in den Häusern erteilt, in denen schulpflichtige Kinder wohnten. Ab 1828 wurde im Haus Nr. 11 unterrichtet. Ein eigenes Schulhaus besaß Himmelreich seit 1886.
Die Schule war „einklassig“, d. h. die Schulkinder der ersten bis zur achten Klasse wurden gemeinsam im einzigen Klassenraum unterrichtet. Bei geringer Schülerzahl mussten die Kinder nach Nassengrub zur Schule gehen, denn Himmelreich war eine Expositur. Nach der fünften Klasse konnten weiterführende Schulen in Asch besucht werden.
Kinder der Himmelreicher Volksschule zu Beginn des Schuljahres 1931/32
Es ist erstaunlich, wie viele Kindern in so kleinem Dorf einst gab. Folgend sind als ein Beispiel einige Jahrgänge mit entsprechenden Schülerzahlen aufgeführt:
Jahrgang | Schülerzahl | 1879/80 | 32 | 1881/82 | 35 | 1885/86 | 32 | 1890/91 | 16 | 1893/94 | 20 | 1896/97 | 27 | 1899/1900 | 31 | 1902/03 | 30 | 1906/07 | 49 | 1908/09 | 36 | 1910/11 | 28 | 1914/15 | 30 | 1917/18 | 26 | 1919/20 | 23 | 1921/22 | 25 | 1924/25 | 18 | 1927/28 | 23 | 1931/32 | 24 |
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Die Himmelreicher Schulleiter:
1887 - 1891: KROPF B.
1891 - 1917: HECKL Franz
1917 - 1924: FISCHER Johann Andreas
1924 - 1930: RUBNER Johann
1931 - 1945: THORN Heinrich
Links neues Schulhaus Nr.17 und dahinten altes Schulhaus Nr. 11, um 1930
Der Unterricht wurde zuerst mit dem Kriegsende und danach mit der Vertreibung eingestellt. Die neue Schulgebäude hatte die schlechte Nachkriegszeiten überstanden und heute wird dort ein Unterkunft-Haus betrieben.
Kirchwesen
In früheren Zeiten war die Gemeinde auf Katholisch-Himmelreich und Lutherisch-Himmelreich aufgeteilt. Katholischer Teil war bis 1787 nach Haslau eingepfarrt und wurden in diesem Jahr als „katholischer“ Ort der 1781 neu errichteten Ascher Pfarrei St. Nikolaus zugeordnet. Als 1912 die katholische Kirche in Nassengrub eingeweiht wurde, war diese für die Gläubigen zuständig. Lutherischer Teil war zuerst nach Asch eingepfarrt, seit 1911 gab es dann in Nassengrub eine Predigtstation und 1914 die neue evangelische Kirche, welche die Himmelreicher Evangelisten besuchten.
Himmelreicher Förster Glaser hatte im Jahre 1800 in der Ortsmitte eine kleine, der Gottesmutter Maria geweihte katholische Kapelle erbauen lassen. Die stand fast an der gleichen Stelle, wie später erbautes Kirchlein, war aber Ost-West ausgerichtet, wie es aus einer Korrespondenzkarte von 1905 ersichtlich ist.
Die Himmelreicher Kapelle auf dem Ausschnitt einer Postkarte von 1905 (mit dem Pfeil gekennzeichnet)
1907 wurde dann ein neues Kirchlein mit einem schlanken Türmchen erbaut und wie die Vorgängerkapelle zu Ehren der Gottesmutter Maria am 10.11. eingeweiht. Das Kirchenschiff ist direkt mit dem Turm verbunden. An jeder Seite sind drei hohe Fenster. Die flache Balkendecke ist mit Brettern bedeckt. In der Apsis befindet sich ein neugotischer Altar. 1926 wurde die neue Glocke eingeweiht.
Das Himmelreicher Kirchlein ist bis heutigen Tagen überliefert worden, steht jedoch in einem trostlosen Zustand da. Es werden gelegentlich die Messen für die ehemalige Einheimische gehalten.
Das Himmelreicher Kirchlein um 1930, rechts das Kirchlein-Innere; Foto: Stiftung Ascher Kulturbesitz Rehau
Die Himmelreicher Glockenweihe im Jahre 1926; Foto: Stiftung Ascher Kulturbesitz Rehau
Seit vielen Jahrzehnten war am Fronleichnamsfest das Muttergottesbild in der Kapelle Ziel einer Prozession der katholischen Bevölkerung von Steingrün. Mit Kreuz, Fahnen, und Musik zogen die Steingrüner Gläubigen betend nachmittags nach Himmelreich. Kapelle, Wirtshaus und umliegende Häuser waren zum Empfang mit Birken und Girlanden geschmückt, mehrere Verkaufsstände zwischen Straße und Kirche boten Süßigkeiten und Leckereien an. Das kleine Kirchlein konnte die vielen Menschen nie fassen.
Fronleichname in Himmelreich vor dem Gasthaus Netsch; Foto: Stiftung Ascher Kulturbesitz Rehau
Friedhof
Himmelreich hatte nie ein Friedhof gehabt. Früher mussten die Verstorbenen auf den Ascher Friedhöfen beerdigt werden. Erst ab 1907 fanden diese auf dem neu geschaffenen Nassengruber Gottesacker die letzte Ruhe.
Himmelreicher Forsthaus
Bei der Gründung des Ascher Bezirkes 1850 wurden in Himmelreich zwei Forsthäuser erwähnt. Das erste Forsthaus im Rommersreuther Walde soll 1638 gebaut worden sein. Es ist jedoch unklar, wo genau dieses Anwesen damals stand. Aus diesem alten Jägerhaus des Egerer Ratsförsters ist angeblich später ein Bauernhöflein geworden. Auf den Karten 1716 und 1757 ist dann ein Egerische Forsthaus eingetragen. Da handelt es sich um das unten gezeigte Forsthaus, das bis heutigen Tagen überliefert worden ist.
Der umliegende Wald, der sich oberhalb des alten Weges von Vorder-Himmelreich nach Steingrün erstreckt, hießt einst Commendawald. Den Namen trägt er von der Kreuzherren-Commende in Eger, welche ehemals Besitzer des Waldes war, ihn aber an die Stadt Eger verkaufte. Im Wald kann man bis heute die alten Grenzsteine mit eingehauenem Kreuz (Breitrandkreuz) finden. Die Kreuzherren mit dem Roten Stern hatten in Eger ein Commende-Gebäude und in der Brucktor-Vorstadt einen Spitalhof. Später wurde dieser Wald auch „Egerer Stadtwald“ genannt. Dieser Wald gehört bis Heute der Stadt Eger.
Alter Grenzstein mit eingehauenem Kreuz, rechts dann Himmelreicher Forsthaus um 1918; Foto: Peter Fritsch, Luxembourg
Kriegsgeschehen 1945
Am 16. April 1945 explodierten auf der Staatsstraße beim Forsthaus „Reinel-Förster“ mehrere mit Munition beladene Kraftfahrzeuge der deutschen Wehrmacht nach Angriffen amerikanischer Tiefflieger. Das Forsthaus und seine idyllische Umgebung mit Deich, Wiese und Wald wurde stark beschädigt.
Das Forsthaus wurde nach der Vertreibung wieder hergerichtet und von einem gewissen tschechischen Förster Pata bewohnt. Später wurde dieses Forsthaus aufgelöst und das Anwesen als ein Wohnhaus benutzt. Seit dem heißt es hier „Na Patě“. Nach der Wende wurde das Bauernhof zur eine Gaststätte umgebaut, diese ist bis heute im Betrieb und wurde vornehmlich von deutschen Besuchern besucht.
Mehr über derzeitige Gasthäuser finden Sie HIER.
Ehemaliges Forsthaus, heute Restaurant „Na Patě“
Himmelreicher Gefecht 1759
Eine Episode des Siebenjährigen Krieges im Ascher Land
Graf Kaunitz, der Kanzler Maria Theresias, schmiedete ein Bündnis zwischen Österreich, Rußland, Sachsen und Frankreich, um sich das von Preußen geraubte Schlesien zurückzuholen. Doch Friedrich der Große wartete nicht, bis seine Feinde die Kriegsvorbereitungen abgeschlossen hatten, und fiel nach dem Motto „Angriff ist die beste Verteidigung“ in Sachsen ein. Ende August 1756 besetzte er Dresden und am 1. Oktober schlug er ein österreichisches Heer bei Lobositz. Franz-Stephan von Lothringen, Gatte Maria Theresias und römisch-deutscher Kaiser, rief die Reichsstände zum Kampf gegen den „Friedensbrecher“ auf, doch die Resonanz war gering, und so bestand die „Reichs-Exekutions-Armee“ nur aus kleineren Truppen.
In den Jahren 1757/58 gab es nur kleinere Scharmützel im Grenzland zwischen Fichtel- und Elstergebirge. Ein größeres Gefecht fand 1759 bei Asch statt und ging als „Affaire bey Himmelreich“ in die Geschichte ein.
Den Oberbefehl über die preußischen Truppen in Sachsen hatte Friedrich II. im März 1758 seinem Bruder Prinz Heinrich übertragen. Die Hauptmacht der Reichs-Exekutions-Armee hielt sich in der neutralen Markgrafschaft Bayreuth auf und stand unter dem Oberbefehl des Herzogs von Pfalz-Zweibrücken. Am 5. Mai 1759 rückten die Preußen unter Prinz Heinrich von Zwickau gegen Hof vor. Seine rechte Flanke schwenkte nach Lobenstein und die linke nach Asch aus, um die Hauptarmee vor den dort stehenden Flanken des Feindes seitlich abzusichern.
Zu den Reichstruppen bei Asch, die Feldmarschallleutnant Graf Macquire befehligte, gehörten neun Bataillone Grenadiere und drei Regimenter Kavallerie, die am Lerchenpöhl lagen. Auf dem benachbarten Hainberg, der damals noch unbewaldet war, wurde eine Sternschanze mit sieben Geschützen und auf dem gegenüberliegenden Kaplanberg eine Redoute (kleine Viereckschanze) mit zwei Geschützen errichtet. Dort wo die Straßen von Roßbach und Elster Zusammenkommen, lagen als Vorhut 300 kroatische Husaren und ungarische Panduren im Wald. Jeder dieser gefürchteten Reiter war mit langer Flinte, zwei Pistolen, Säbel und zwei türkischen Messern bewaffnet.
Die preußische Südflanke bestand aus 18.000 Mann unter General von Fink. Sie zogen am 4. Mai von Zwickau nach Waldkirchen (bei Lengenfeld), am 5. Mai nach Poppengrün (bei Falkenstein) und trafen am 7. Mai in Adorf ein, wo sie fünf Leute eines Spähtrupps der Reichsarmee gefangen nahmen. Die anderen Späher entkamen nach Asch. Am folgenden Tag rückten die Preußen über Elster, Grün und Krugsreuth vor. Ihre Vorhut, das Grenadierbataillon von Bornstaedt, 400 Abkommandierte von anderen Bataillonen, ein Freibataillon unter Major von Monjou, 200 Kürassiere vom Hornschen Regiment und Husaren unter Oberst von Belling, trafen hinter Neuberg auf die Kroaten und Panduren und wollten diese von den Haupttruppen Marcquires abschneiden. Doch sie entkamen über Steinpöhl, Schönbach und Wildenau nach Neuenbrand, wo sie erneut Aufstellung nahmen. Die Geschützbatterien auf dem Hain- und Kaplanberg störten eine Zeitlang den Aufmarsch der Preußen und zogen sich dann mit ihren Kanonen östlich und westlich von Asch über Nassengrub und Neuenbrand zurück, wo sie am Waldesrand eine Schanze besetzten. Inzwischen hatten die Reichstruppen den Rückzug über Himmelreich nach Haslau angetreten, der von ihrer Nachhut auf der Linie Neuenbrand-Himmelreich abgesichert wurde.
Ein Kupferdruck aus dem Jahr 1760, das den Verlauf der Schlacht schildert
Die preußischen Hauptkräfte mit dem Regiment von Horn kamen nur langsam von Neuberg nach Asch voran, wo sie dann alle strategischen Höhen besetzten. General von Fink war bereits mit den Einheiten der Vorhut bei der Verfolgung der feindlichen Avantgarde auf dem Kegelberg südwestlich von Asch angekommen, wo er mit Geschützfeuer aus der Schanze bei Himmelreich empfangen wurde, das aber sein Ziel verfehlte. In der Gegenrichtung feuerte die preußische Artillerie, traf aber nicht die Schanze, sondern nur zweimal die etwas näherstehenden Husaren, die in den Wald flohen und die Nachhut Marquires in Unordnung brachten. Dadurch konnten die Preußen unter Oberst von Belling und Oberstleutnant von Kleist die Himmelreicher Schanze nehmen und die gesamte Nachhut zum Rückzug zwingen. Dabei gerieten drei Offiziere und 70 Kürassiere vom Regiment Modena in Gefangenschaft. Den weiteren Vormarsch der Preußen durch den Egerer Stadtwald verlangsamte das Grenadier-Bataillon des Fürsten von Salm, das so lange tapfer Widerstand leisteten, bis es „fast ganz aufgerieben und zusammengehauen war.“ Der Fürst, 12 Offiziere, 240 Grenadiere und 40 Husaren von Baranay wurden gefangen genommen.
Die Reichstruppen sammelten sich auf den Höhen westlich von Haslau, wo sie vom Waldrand her unter preußischen Beschuß gerieten, ohne dabei Schaden zu erleiden. Die Preußen zogen sich nach Norden zurück, wo General von Fink das Lager auf dem Lerchenpöhl bezog, während die Husaren des Oberst von Belling, der als einziger preußischer Offizier an diesem Tag verwundet worden war, und das Freibatailon in Himmelreich, Nassengrub und Neuenbrand Quartier bezogen. Die Preußen hatten an Toten einen Unteroffizier, sieben Mann und 12 Pferde, an Verwundeteneinen Offizier, zwei Unteroffiziere, 18 Mann und 37 Pferde zu beklagen. Die Zivilbevölkerung hatte schwer zu leiden. Selbst kleine Dörfer mußten riesige Lasten tragen. So wurden z. B. am 8. Mai allein aus Gottmannsgrün, Mähring und Schildern 60 Maß Hafer, 14 Zentner Heu, 5 Schock Stroh, 125 Laib Brot, 28 Ochsen, 1 Pferd, 2 Wagen, Schafe, Geschirr, Zaumzeug, Hühner, Eier, Butter, Bier, Branntwein, Hemden, Leinwand und Bargeld nach Asch geliefert bzw. von den Preußen gestohlen.
Am 9. Mai wurde Rasttag gehalten. An diesem Tag hatte die Hauptmacht der Preußen unter Prinz Heinrich die Hofer Besatzung der Reichstruppen unter den Generälen Kleefeld und Palffy in die Flucht geschlagen. In der folgenden Nacht zogen die Finkschen Truppen, bis auf eine größere Nachhut, von Asch über Selb nach Weißenstadt, wobei sie unvermutet die Macquire-Einheiten entdeckten, die zur geflohenen Reichsarmee nach Kulmbach unterwegs waren. Fink bekam in der nächsten Nacht, in der es stark regnete, von den Hauptstreitkräften des Prinzen, zu denen seine Ascher Nachhut noch unterwegs war, Verstärkung und jagte Macquire von Vordorf (bei Wunsiedel) über Nagel, wo es wieder ein Scharmützel gab, in Richtung Oberpfalz. Am 12. Mai besetzten alle 36.000 Preußen für zehn Tage Bayreuth, bis sie zur Aufrechterhaltung ihrer Besatzung nach Sachsen zurückkehrten.
Die Überreste den kaiserlichen Schanzen sind bis heute überliefert worden. Eine archäologische Untersuchung wurden 1924 durchgeführt. Neuzeitliche archäologische Untersuchung wurde dann 1980 – 1984 von den jungen Absolventen des Faches Historie und Archäologie in der Zusammenarbeit mit dem Egerer und Ascher Museum und Bezirksarchiv Eger durchgeführt. Die neueste Untersuchung fand dann 2019 statt.
Die einstige Schanze besteht aus zwei Flügeln der Wälle und Gräben, zwei niedrigen länglichen Erhebungen und eines niedrigen Quadratwalls. Der größere der Wälle ist 37 Meter lang und der kürzere erreicht 12 Meter Länge. Die Flügel der Wälle bildet einen Winkel von 120°, die Spitze ist zum Norden gerichtet. Hinter den Wällen ist ein vom seichten Graben und einem Wall begrenzter Quadratraum zu sehen.
Himmelreicher Schanzen während archäologischen Untersuchungen 1924, rechts eine Rekonstruktion der Feldbefestigung
Häuser- u. Einwohner-Verzeichnis
Himmelreich - Luftaufnahme vom 1948, Quelle: ČÚZK
Es ist mir leider kein Ortslageplan vom Himmelreich bekannt, es ist daher ein bisschen problematisch, einzelne Hausnummer richtig einzuordnen. Für jegliche Anmerkungen werde ich deshalb sehr dankbar, bitte schreiben Sie mir an thonbrunn@gmail.com, vielen Dank dafür!
Nr. | Foto | Letzter Besitzer - 1946 |
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1 | WUNDERLICH Ernst & Traugot | |
2 | FRANK Adam, Gasthaus Zur Elsterquelle | |
3 | - | UHL Karl |
4 | - | WETTENGEL Josef |
5 | VEIT Hermann | |
6 | - | BERGLER Johann |
7 | - | SILBERMANN Michael |
8 | PLOSS Gustav & Josef | |
9 | - | WUNDERLICH Gustav |
10 | - | PLAIL Josef |
11 | REINL Emil & Johann, Altes Schulhaus | |
12 | PFROGNER Ernst, Forsthaus | |
13 | - | FEILER Gustav |
14 | UHL Johann | |
15 | - | HAFENRICHTER Adam |
16 | NETSCH Rudolf - Gasthaus Netsch | |
17 | THORN Heinrich, Schulhaus | |
18 | - | RUBNER Johann |
19 | BLOß Max | |
20 | HEINZ Anton | |
21 | SEITZ Andreas | |
22 | BAUMGÄRTEL Adam | |
23 | - | PUTZ Ernst |
24 | - | DÖRFLER Johann |
25 | - | BOCK Johann |
Quellen::
Gedenkbuch der Gemeinde Himmelreich 1919 - 1937, in Egerer Staatsarchiv;
K. Alberti - Beiträge zur Geschichte d. Stadt Asch u. d. Ascher Bezirkes I-IV. 1937;
Benno Tins – Die eigenwillige Historie des Ascher Ländchens 1977;
J. Tittmann – Heimatskunde des Ascher Bezirkes 1893;
Johann Richard Rogler - Die Orts- u. Flurnamen d. Ascher Bezirkes 1955;
Ascherrundbrief - Heimatblatt für die aus dem Kreise Asch vetriebenen Deutschen;