In Grün gab es vor dem II. Weltkrieg 6 „Mühlen”, davon waren es 1 Mahlmühle, 1 Weberei und 4 Pappenfabriken.
Wann das Hammergut, das aus einem Eisenhammer und einer Mahlmühle bestand, gegründet wurde, ist nicht überliefert. Der älteste Hammermeister Ludwig Hendel wird bereits am 1. 5. 1600 als Zeuge des Brambacher Gerichtsverwalters erwähnt. Der Eisenhammer dürfte demnach im 16. Jahrhundert oder schon früher entstanden sein. Der Grüner Hammer ist als ein noch gehendes „Hammer werck” in Bauers Land Charte 1716 eingetragen, und dieser „Hammer” wird auch im Zedtw. Inv. 1740 erwähnt. 1736 saß laut Ascher Zunftbuch der Zimmermann und Müller Christoph Adam Schüller darauf. Im Jahre 1783 gehörte der Grüner Hammer Georg Simon Schiller in Nr. 9 und Johann Adam Schiller in Nr. 10. Sie hatten jährlich 171 Pfund Eisen an die Herrschaft abzuliefern. Die Erze sollen von Arzberg herübergeführt worden sein. Der Schmelzofen dürfte bei der Wunderlichschen Pappenfabrik (Nr. 31) gestanden sein; denn vor dem Hause kann man an der Straße noch große Mengen von Eisenschlacken feststellen. Der letzte Grüner Hammermeister namens Schiller starb 1840. Bereits zuvor hat der Neuberger Papierfabrikant Jonas Schindler (1771 - 1838) im Jahre 1817 an Stelle des Eisenhammers eine mit Wasserkraft betriebene, kurzlebige Baumwollspinnerei gegründet, die mehr als Umschlagplatz für aus Sachsen eingeschmuggelte Garne gedient haben soll.
Diethelm Freiherr von Salis — Voglio erwarb 1841 diese Spinnerei. Er war der fünfte Besitzer seit 1817 und verstarb im Mai 1850. Darauf zog seine Gemahlin von Grün weg und verkaufte den gesamten Besitz an die Ascher Webwarenfabrikanten Geipel & Jäger (seit 1877 Chr. Geipel & Sohn), die auf diesem Areal zunächst eine Färberei und schon 1859 eine Appretur errichteten. 3.000 Handweber soll dieses Großunterhehmen 1879 beschäftigt haben.
Die zum Hammergut gehörende Mahlmühle (Voitmühle, s. unten) war von 1676 bis ins 18. Jahrhundert im Besitz der Familie Voigt. Der Müller Voigt fungierte 1719 als erster Schulmeister in Grün. Die Mahlmühle ging vermutlich mit dem Bau der Färberei ein. Noch vor dem 2. Weltkrieg wurde die Fabrik mit einer Francis-Turbine mit der Leistung von 6.4 Pferdestärken angetrieben. Es wurde jedoch schon elektrischer Strom produziert.
Die alte oder obere Papiermühle in Grün bestand mit Sicherheit schon zu Beginn des dreißigjährigen Krieges (1618). Sie war die erste Papiermühle im Ascher Raum und stünde heute bestimmt unter Denkmalschutz, wenn sich die politische Lage nicht verändert hätte. In etwa zwei Jahrzehnten könnte sie ihr 400jähriges Jubiläum begehen. Die Papierherstellung war in der damaligen Zeit ein recht einträglicher Industriezweig im Ascher Land. Die Papiermühlen in Neuberg und Niederreuth wurden etwa 100 Jahre später gegründet.
Bis 1704 wurde sie zunächst vom Gründer Tobias Käppel (seine Frau Anna geb. Wettengel war aus Krugsreuth) betrieben. Nach dessen Ableben übernahm sein Sohn Adam Käppel (1631-1704), ein „kunsterfahrener” Papiermacher den elterlichen Besitz. Seine Erzeugnisse, vorwiegend feines, wertvolles Büttenpapier mit Wasserzeichen, waren im In- und Ausland sehr gefragt.
Bis 1741 war Adam Käppels Schwiegersohn, der Papiermachergeselle Johann Michael (1663-1741), der seit 1693 mit der vorletzten Tochter Adam Käppels, Christiane Elisabeth, verheiratet war, neuer Eigentümer. Er brachte es, ebenso wie sein Schwiegervater, zu großem Wohlstand.
Bis 1753 setzte Johann Michaels einziger Sohn, Joh. Jobst Michael (1701-1753), die Papierherstellung fort. Er erwarb 1750 einen auf den neuesten Stand befindlichen hochmodernen Holländer. Diese Investition war nicht nur für ihn selbst, sondern ebenso für alle nachfolgenden Mühlenbesitzer von großem Nutzen. Er erfüllte nahezu zwei Jahrhunderte alle ihm gestellten Aufgaben zur vollsten Zufriedenheit.
Von 1753 bis um 1820 besaß der einzige Sohn von Joh. Jobst Michael, Joh. Adam Michael und danach Joh. Christoph Adam Michael († 1841) die Papiermühle. Um 1820 übergab der letzte Michael den gesamten Mühlenbesitz seinem Schwiegersohn Joh. Christian Geipel. Dessen Sohn Joh. Christoph Geipel stellte um 1865 eine Langsiebmaschine auf und produzierte nunmehr Wickelpappe.
Nachfolger war sein Sohn Gustav Geipel, danach kurz die Familie Wettengel und ab 1914 Ernst Wunderlich (18821969), ein Landwirt aus Schildern. Aus Altpapier stellte man jetzt hochwertige Jaquardpappe her. Abnehmer war die Textilindustrie in Asch, im Egerland und in Sachsen. Ernst Wunderlich hatte einen Sohn Erich Wunderlich (1915-1990), von Beruf Papiermacher und einen Enkelsohn Klaus Wunderlich, geb. 1943, der heute Besitzer der Mühle wäre. Die Familie wurde 1946 nach Sachsen vertrieben.
Zur Mühle gehörte auch ein „Bauernzeich“, das Anwesen Nr. 30 mit 21,5 Hektar Wald, Felder und Wiesen, das in Pacht stand. Der letzte Pächter hieß Max Schmutzler. Beide Objekte gingen anfangs 1950er Jahren zugrunde. Im vorigen Jahr (2015) wurden die Grundmauer der Papiermühle freigelegt und darauf eine Gedenkstätte gerichtet - mit einem Lernpfad über die Papierherstellung im Ascher Land.
Der aus Brambach stammende Johann Andres Lindauer gründete um 1750 die Drahtmühle, die später sein Sohn Christian Lindauer übernahm. Seine Erzeugnisse müssen sehr gefragt gewesen sein, denn 1784 beschäftigte er zwölf Drahtziehergesellen. J. A. Lindauer war Besitzer der Gebäude Nr. 3, 4, 5 und des Anwesens Nr. 39. Die Drahtmühle arbeitete noch um 1840. Als Eigentümer ist Christoph Lindauer, wohl ein Enkel des Gründers, vermerkt. Nachdem die Drahtmühle der Konkurrenz der Industrieproduktion nicht stand gehalten konnte, wurde die Fabrikation eingestellt. Die Ascher Webwarenfabrik C. Weigandt & Co richtete hier im Jahre 1881 eine Appretur ein, die 1931 aufgelassen wurde. Der Mitbegründer dieser Firma, Christian Weigandt (1806 - 1893) war ein gebürtiger Grüner. Danach wurde die Drahtmühle an mehrere Parteien vermietet.
Ein Mühlen-Verzeichnis aus 1930er Jahren erwähnt hier eine Pappenherstellung. Das Adressbuch von 1941 erwähnt diese Fertigungsstätte nicht mehr. Die Mühle verfügte über 1 oberschlächtiges Mühlrad mit der Leistung von 6.4 Pferdestärke. Letzter Besitzer war ein Ascher namens Just. Die Mühle ging anfangs 1950er Jahren unter, wie alle benachbarte Häuser, die sich in der Nähe der deutschen Staatsgrenze befanden.
Der große Reichtum der Papiermacher haben den Bruder des Jonas Schindler (s. Eisenhammer und Steinmühle), Joh. Adam Schindler († 1822) sicher angeregt, die neue Papiermühle an der Landesgrenze zu Sachsen im Jahre 1786 zu gründen. Seiner Tüchtigkeit war es zu verdanken, daß er Unternehmen in kurzer Zeit zu großer Blüte brachte. Er produzierte um 1795 jährlich 210 Ballen Papier, das sind 1.008.000 Bogen. (24 Bogen ergaben ein Buch, 20 Bücher ein Ries und zehn Ries einen Ballen). Auch er war, wie alle Papierfabrikanten zu jener Zeit, recht wohlhabend.
Sein einziger Sohn verstarb relativ früh. Die beiden Töchter (eine war mit dem Rotgerber Gottlieb Langheinrich, dem zweiten Sohn des Ascher Postmeisters Joh. Gottlieb Langheinrich, verheiratet) verkauften im Jahre 1838 die Papiermühle an Gottlieb Langheinrichs jüngeren Bruder Friedrich Karl Langheinrich, der die Papierfabrikation nur wenige Jahre betrieb und die Mühle wieder verkaufte. Es ist anzunehmen, daß die neue oder untere Papiermühle, als Langheinrich der Besitzer war, allgemein „Postmühle” genannt wurde.
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts erzeugte darin Wilhelm Lang Graupappe und Preßspäne. Danach seine beiden Söhne Gustav und Richard Lang noch bis 1922. In den folgenden Jahren trat ein Produktionsstillstand ein und erst nach dem Ersten Weltkrieg, als das Gebäude, insbesondere das Dach, instandgesetzt wurde, nahm Robert Dietel die Pappen- und Preßspanfabrikation wieder auf. Ein trauriges Familienschicksal mag wohl der Grund dafür gewesen sein, daß nach wenigen Jahren die Fertigung eingestellt wurde. Nach einem mir vorliegenden Häuserverzeichnis ist als letzte Besitzerin Florentine Schneider vermerkt.
In den 1930er Jahren verfügte die Mühle über 1 oberschlächtiges Mühlrad mit der Leistung von 6.4 Pferdestärke. Das Objekt wurde anfangs 1950er Jahren abgerissen, da es unmittelbar der sächsischen Grenze lag. Heutzutage kann man an der Stelle der ehemaligen Mühle nur eine kleine ursprüngliche Brücke über Weiße Elster erkennen.
Die Schallermühle, die schon auf Bauers Land Charte 1716 gezeichnet wurde, lag an der Krugsreuther Gemeindegrenze und war schon 1647 die herrschaftliche Mühle zum Krugsreurher Schlosse. Das Zedtw. Inv. 1740 bringe: Georg Adam Schaller, Müller bey dem Dorff Grün. Laut Kb. war 1669 ein „Caspar Günthert Müller Uf der Schaller-Mühl”. Der sehr alte vulgo Name lag also schon damals auf der Mühle und blieb bis zur Vertreibung der deutschen Bevölkerung, obwohl zuletzt längere Zeit die Wettengel darauf saßen und dann die Familie Thorn.
In den 1930er Jahren verfügte die Mühle über 1 oberschlächtiges Mühlrad mit der Leistung von 5.2 Pferdestärke. Als Mahlmühle wurde sie noch im Adressbuch von 1941 erwähnt. Das Objekt wurde anfangs 1950er Jahren abgerissen.
Jonas Schindler aus Neuberg, „vornehmster” Papiererzeuger im Ascher Bezirk, war so reich, daß er jedem seiner vier Söhne eine eigene Fabrik hinterlassen konnte. Für seinen dritten Sohn, Joh. Christian Ferdinand Schindler (1808 - 1894), ließ er im Jahre 1836 die spätere Steinelmühle errichten. Nach dessen Tod übernahm sein Schwiegersohn Christian Steinel, der 1886 - 1888 Pächter der Baßmühle in Neuberg war, das Unternehmen. Nachfolger wurde sein Sohn Gustav Steinel, der den Betrieb nach dem letzten technischen, modernsten Stand ausrüstete, um die Leistungsfähigkeit seiner Produktion zu steigern. Dank dieser unternehmerischen Entschlußkraft und seiner kaufmännischen Weitsicht, ist ihm dies hervorragend gelungen.
Die Steinelmühle hatte 1 oberschlächtiges Mühlrad mit der Leistung von 5.2 Pferdestärken. Die Fabrik war im Betrieb wohl bis zur Vertreibung der deutschen Bevölkerung 1946. Nachher wurde die Produktion eingestellt und die Fabrik wurde in den 1950er Jahren abgerissen. Übrig geblieben ist die Steinel-Villa, die heute in einem trostlosen Zustand ist.
In Grün gab es einst noch weitere zwei Mahlmühlen.
Diese Mühle wurde von Sommer, Kgr. Böhmen, erwähnt: „Die Schillermühle mit Brettsäge, an der Elster”. An der Grenze gegen Gürth unweit vom Hintern Loch wurde einst das Schillerteichlein bekannt.
Diese Mühle lag einst am Fuße des Wachberges hinter Geipels Färberei. Von Sommer, Kgr. Böhmen, wird sie noch 1847 erwähnt. Das Haus trägte Nr. 11. Schmidt verzeichnet sie 1870 schon nicht mehr. Sie trug ihren Namen nach dem einstigen Müller Voit. 1784 gehörte Nr. 11 dem „Müller und Zimmermann Joh. Lorenz Vogt”. Voit=Voigt=Vogt. Das Objekt wurde erst in der Nachkriegszeit abgerissen.
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