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Die Mühle lag einst am Anfang der Ortschaft, unterhalb der Strasse, die Niederreuth und Wernersreuth verbindet. Das mächtige, dreistöckige Mühlengebäude aus Stein wurde erst 1841 errichtet. Es ersetzte die alte (kleine) Rangmühle (ebenfalls Nr. 47), die etwa 200 m entfernt im Wiesengrund verschwunden ist. Diese „Ranck-Mühle” wird aber schon im Zedtw. Inv. 1740 erwähnt. Sie befand sich etwa 200 m westlich des Neubaus mitten in der Wiese, halbwegs zwischen dem neuen Mühlbach und der Elster. Gespeist wurde sie von einem alten Mühlgraben, der aus dem Elster abzweigte.
Dem letzten Inhaber der alten Rangmühle war die Frau jung verstorben; Wiederheirat, eine große Kinderschar und unbekannte Wechselfälle des Schicksals hatten ihn in Schulden gestürzt, so dass er die Mühle nicht mehr halten konnte. „Müllermeister und Zimmermann” Johannes Michael Heinrich (1799-1861) verkaufte, da ganz verschuldet, am 12. Mai 1829 seine Mühle an Johann Adam Prechtel, Bauer aus Niederreuth, gegenwärtig herrschaftlicher Pächter in Wernersreuth, mit 4 Joch 480 Klafter Grund (= ca. zweieinhalb ha) seine Mühle um 4200 Gulden, wobei nach Zahlung der Schulden nur 8 Gulden übrig blieben. Ehemaliger Müller Johannes Heinrich zog dann in das Haus seines Vaters Nr. 16.
Der Käufer J. A. Prechtel wollte hoch hinaus und plante zielstrebig, seinen Neubau buchstäblich höher an den Talrand zu versetzen. Sein ganzer Lebensweg war ein steter Aufstieg. 1801 geboren als Sohn des Landwirts Christian Prechtel (oder Brechtel) auf Nr. 37, erbte er auch mütterlicherseits viel Grundbesitz von Nr. 41. Mit 20 Jahren heiratete er die Wernersreutherin Margarete Hendel, die ihr Elternhaus Nr. 74 im Werte von 1000 Gulden mitbrachte. Als Pächter auf dem Wernersreuther Schlossgut fehlte ihm noch der Müllermeister-Brief. Den erwarb er am 2. März 1833 bei Müllermeister Christoph Wölfel in Asch. 1837 wurden ihm Höherlegung des Wasserlaufs, Lederwalk- und Brettschneidegang bewilligt. 1841 war es soweit: „Im Sommer baute Meister Prechtel das erste Jahr an seiner Rangmühle, wurde aber nicht fertig. Im Sommer 1842 wurde die Mühle im gröbsten fertig.”
Die Bruchsteine waren vom Katzenstein heruntergeholt worden. Als Besonderheit hatte die Mühle zwei überein versetzte oberschlächtige Wasserräder. 1848 entstand die Scheune, auf deren Nordseite die Initialen JAB 1848 (= Johann Adam Brechtel) angebracht waren. Die emsige Umdrehung der Mühlräder verschaffte Prechtel hohes Ansehen; eine revolutionäre Umwälzung in Österreich-Ungarn schuf ihm dann eine zweite Karriere. Um 1850 wurde nämlich das Grundherrentum der Grafen abgeschafft und demokratische Gemeindeverwaltung eingeführt. Als erster Vorsteher (= Bürgermeister) der Großgemeinde Wernersreuth / Niederreuth / Oberreuth / Nassengrub wurde J. A. Prechtel gewählt. Ein erhaltenes Parzellenprotokoll vom 13. 3. 1855 ist unterzeichnet: Prechtel, Gemeindeamt Wernersreuth. Statt des Fronzinses war nun staatliche Grundsteuer abzuführen. Viele Bauern stießen deshalb aus Kostengründen ungenutzten Grund ab, den Prechtel billig übernahm und teuer veräußerte. (Das wären heute verbotene Insider-Geschäfte).
Die folgenden 30 Jahre wurden ein Höhenflug des Wohlstands. 1862 wurde der Rangmühle noch ein Stockwerk aufgesetzt, das Anwesen Nr. 83 anteilig erworben und ausgebaut, bald ein „amerikanischer” Mahlgang installiert und 1867 das Wernersreuther Haus Nr. 67 dem Johann Wendler abgekauft. 1874 zahlte Prechtel der Niederreuther Gemeinde freiwillig 90 Gulden, weil er auf den neuen Straßen leichten Verkehr mit Wernersreuth (Talstraße!) und Asch hatte. 1881 übernahm er als Hauptgläubiger die Wernersreuther „Untere Sorgmühle” und vermietete sie als Wohnstätte. Als er 1899 verstarb, belief sich sein Grundbesitz auf 46 ha, wovon 25 ha Wald. Der Bühl wurde nun „Prechtelsbühl”, die Mühle auch „Prechtelmühle” (zur Verwechslung mit Nr. 3) genannt.
Gleichwohl hatte sich ab den 1880er Jahren schon das große Mühlen sterben abgezeichnet. Das kam weniger von der Elektrifizierung oder weit entfernten Dampfmühlen, sondern vom Nachlassen des Getreideanbaus, weil Mehl billiger angekauft als produziert werden konnte. Der stolze, weiß bestäubte Müller musste wechselnde Pächter hereinlassen: 1880 den Schallermüller Erdmann Wunderlich mit seinen Press-, Schleuder- und Schermaschinen, die einen Brand im Trockenraum verursachten. Prechtel wurde auf Herausgabe der Maschinen verklagt. 1890 pachtete die Ascher Wirkerei August Thoma drei Filialräume mit Benützung der Wasserkraft auf fünf Jahre, aber schon 1893-95 betrieb hier der Grüner Zimmermeister Wolf Wunderlich eine Schindelerzeugung.
Der Mahlbetrieb ging aber weiter. 1881 übernahm der gleichnamige Enkel Johann Adam Prechtel (1854-1925) die Mühle. Dessen Tochter Emma Prechtel heiratete 1919 Emil Riedel (1891-1966) aus Wernersreuth Nr. 73. Der ließ 1931 die Brettschneide abtragen und machte eine Wagenschupfe daraus. Im Adressbuch wird er noch als „Landwirt und Müller” geführt, und seinen Sohn Wilhelm Riedel (1920-1986) ließ er das Müllerhandwerk erlernen. Die Mühle hatte 2 oberschlächtige Mühlräder mit der Leistung von 1.9 + 2.14 Pferdestärken.
Somit wird bis in die letzte Kriegszeit gemahlen worden sein. Nach der Vertreibung 1946 wurde der Betrieb der Mühle eingestellt. Das Gut verfielt allmählich und in den 1960er Jahren mussten zum Abriss Sprengladungen angesetzt werden. Dennoch widerstand ein Teil des Gemäuers, das wieder überdacht wurde, zur Wendezeit eine Einkehr beherbergte und heute noch bewohnt ist.
Die Mühle bestand wohl schon um 1550, sie war angeblich ein Bestandteil eines altes Urhofes. In laufe der Zeit wurde dieses Urhof auf einzelne Anwesen mit eigenen Hausnummer geteilt. Im Laufe der Zeit trug die Mühle verschiedene Namen, immer nach dem zeitgemäßen Besitzer.
Um 1660 waren Pfaffenhof und Pfaffenmühle noch in einer Hand von Adam Lang, der 34-jährig durch Feuer umkam. Die Witwe heiratete Lorenz Wagner, von dessen zwei Enkeln einer „nur das Mahlwerk behielt”. Nach Generationen heiratete hier Johann Karl Ploß ein, so dass die folgenden Besitzer Bergmann und Baumgärtel weiterhin „Plaoußn-M ’ller” genannt wurden.
Brände zerstörten die Mühle 1807 und 1880. Der Name „Neumühle” kam 1896 durch den Käufer Hermann Wolfram von der Ascher Neumühle (Krautheim) auf. Dessen Witwe Lydia heiratete 1902 ihren Müllergesellen Eduard Patzak. Ab 1934 betrieb ihr jüngerer Sohn Hermann Patzak die nunmehrige „Patzak-Mühle” bis zur Vertreibung. Die Mühle wurde von 2 oberschlächtigen Mühlräder mit der Leistung von jeweils 2.6 Pferdestärken betrieben.
Nach 1946 wurde der Mühlenbetrieb eingestellt. Das Objekt verfielt dann allmählich, wie praktisch alle Anwesen in Niederreuth, und die Überreste der einstigen Mühle wurden dann am 22.2.1967 endgültig abgetragen. Es ist merkwürdig, das keine richtige Aufnahme dieser wohl altesten Niederreuther Mühle überliefert wurde.
Niederreuther Papiermühle wurde erstmals im Jahre 1662 erwähnt, als Matthias Jäger (1597 bis 1670) die Konzession von den Zedtwitzen zur Herstellung von Büttenpapier erhielt. Ihm folgte sein Sohn Andreas Jäger (1620-1689) und dann Adam Jäger (1662-1730). Ein Sohn dieses Adam Jäger ebenfalls mit Namen Adam Jäger (geb. 1696) hat vermutlich auch die Papiermühle in Dünkelhammer bei Wunsiedel 1718 gegründet oder übernommen. Genannt wurde hier jedoch auch ein Johann Nikol Jäger, vermutlich ein Bruder oder Verwandter. Dann heißt es, dass ein weiterer Bruder namens Johann Wolfgang Jäger die Papiermühle von seinem Bruder Adam Jäger für 1250 Gulden kaufte. Dieser Johann Wolfgang Jäger (1704 - 1758) war dann auch Besitzer der Niederreuther Papiermühle nach dem Tode seines Vaters. Er verkaufte die Papiermühle in Dünkelhammer dann 1752 an einen Johann Kropf aus Niederreuth, der vermutlich dort das Papiermacherhandwerk erlernt hatte.
Ein weiterer Verwandter des Adam Jäger aus Niederreuth (Sohn oder Bruder?) gründete im Jahre 1709 die Papiermühle in Selb. Diese entwickelte sich im Laufe der Zeit zu einem bedeutenden Unternehmen das später Feinpappenerzeugnisse herstellt und erst im Jahre 1883 den Betrieb einstellte, als in der Druckindustrie neue Techniken angewendet wurden. Johann Wolfgang Jäger verstarb 1758 und in der Chronik von Oberlehrer Lorenz Fuchs heißt es, dass seine Witwe und Kinder die Papiermühle an einen mit gleichem Namen um 1000 Gulden verkauften. Hier ist nicht ganz klar, ob es sich um einen Sohn oder Neffen von ihm handelte und es sind auch keine weiteren Daten ersichtlich. Ihm folgte dann ein Johann Ambrosius Jäger (1753 - 1839).
Die Familie Jäger wurde inzwischen sehr reich, denn sie erwarben auch noch die Prechtelmühle im Elstertal bei Niederreuth und auch das Haus Nr.73 (Biener-Zöfel), das heute noch steht. Auch ein großer Besitz an Wiesen, Feldern und Wald gehörte in zwischen zur Papiermühle. Auf Johann Ambrosius Jäger folgte sein Sohn Johann Wilhelm Jäger (1787-1874), der auch eine Zeit Bürgermeister von Niederreuth war. Die Niederreuther Jäger gingen aber auch nicht in die Ascher Kirche, sie hatten einen Sitz in der Neuberger Kirche, wo das Namensschild heute noch zu sehen ist.
Er hatte einen Sohn namens Ferdinand (1822 - 1890) und zwei Töchter. Von den Töchtern heiratete Sophie Margaret den Schindlermüller von Neuberg und Auguste Margarete den Müller Simon Sümmerer von der oberen Mühle in Reichenbach. Der letzte Papiermüller Ferdinand Jäger war kränklich und unverheiratet, daher ging es mit dem Betrieb immer mehr abwärts. Nach seinem Tode verkauften die Erben den immer noch großen Besitz. Die Papiermühle erwarb Johann Schindler von Haus Nr. 65, der die Papiermühle abreißen und nur das Wohnhaus stehen ließ. Er richtete eine Schindelmacherei ein und baute dann 1924 das Sägewerk, welches er bis zur Vertreibung 1946 betrieb. Die Prechtelmühle kaufte erst Nikol Künzel und später Karl Klaus aus Asch, der bis 1946 eine Wirkwarenerzeugung dort betrieb. Das Haus Nr. 73 erwarb Christian Zöfel, der erst einen Milchhandel betrieb und später sein Sohn August Zöfel eine Kohlenhandlung dazu. Die weiteren Grundstücke wurden ebenfalls verkauft. So endete ein Unternehmen, das über 200 Jahre im Besitz der Familie Jäger war.
Die Niederreuther Papiermühle wurde mit 1 oberschlächtigem Mühlrad mit der Leistung von 8 Pferdestärken betrieben. Das Anwesen der einstigen Papiermühle wurde dann in den 1950er Jahren abgerissen.
Quelle: Text von Richard Heinrich, Ascherrundbrief 2009
Diese Mühle stand einst einzelnstehend unterhalb der Ortschaft Niederreuth, unweit der Strasse nach Neuberg. Sie müsste schon vor 1700 erbaut worden. Martin Prechtel, gestorben 1754 im Alter von 71 Jahren, hatte diese Mühle 1703 von Jakob Möschler gekauft. 1716 ist diese Mühle auf Bauers Land-Charte daher bereits als „Prechtelmühle” eingetragen. Dieser Name wurde auch auf späteren Landkarten erwähnt. Die Prechtel verschwanden 1786 aus dieser Mühle, als sie Johann Wolfgang Jäger, der Niederreuther Papiermacher, um 2.825 Gulden erwarb. Im Zedtwitzischen Inv. 1740 trägt die Mühle also noch mit vollem Recht den Namen „Brechtel-Mühl”. Tittmann aber erwähnt 1893 schon die „Härtelmühle”. Der Mahlbetrieb wurde wahrscheinlich am Anfang des 20. Jahrhunderts eingestellt. Von Jäger kaufte die Prechtelmühle um 1900 erst Nikol Künzel und später Karl Klaus aus Asch, nach ihm hieß die Mühle zuletzt „Klausenmühle”. Er betrieb dort bis 1946 eine Wirkwarenerzeugung. Die Mahlmühle wurde mit 1 oberschlächtigem Mühlrad mit der Leistung von 4.8 Pferdestärke getrieben.
Das Objekt der ehemaligen Mühle verfiel nach der Vertreibung der deutschen Bevölkerung allmählich und wurde im Laufe den 1950er Jahren abgerissen. Auf der Luftaufnahme von 1953 kann man schon nur eine Ruine erkennen. An der Stelle befindet sich heutzutage ein kleines wasserwirtschaftliches Objekt. Gut ersichtlich ist noch heute die Grundmauer der einstigen Mühle und der ehemaligen Mühlgraben.
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