Wernersreuth

In Wernersreuth gab es im Laufe der Zeit insgesamt 6 Mühlen, überliefert worden ist nur ein Wohnhaus der ehemaligen Glöckelmühle Nr. 27. Ganz unten ist auch die Oberreuther Mühle aufgeführt, da Oberreuth bis 1874 ein Bestandteil des Wernersreuth war.

Unter den Wernersreuther Mühlen gab es keine größere Streitigkeiten, sondern eher einen ungeschriebenen Vertrag über gegenseitige Aushilfe. Im Sommer musste jeder Müller das Wasser schützen, d.h. einen Schützen (kleine Schleuse) ins Bachbett schieben, damit sich während der Nacht Wasser für des Tages Arbeit staut. Nicht alle Mühlen waren die Mahlmühlen, sondern auch Schneid-, Quetsch- oder Schindelmühlen.


1

Obere Hädlermühle, Nr. 4

mundartig Haalamll,

war die oberste Mühle im Elstertal, die schon im hochgelegenen Ortsteil Himmelreich lag. Sie hatte einen einzigen Getreide-Mahlgang. Benannt ist sie nach dem Müllergeschlecht der Hädler: 1786 Johann Nicol Hädler (Zunftbuch). Dessen Söhne Johann Adam und Johann Georg verbesserten das „Gewerk” durch Anlegung von Schützteichlein in der herrschaftlichen Elsterloh nach 1786. Die Hädler saßen dann auf der kleinen Mühle bis zum Angang des 20. Jahrhunderts. 1930 ist dann als Müller Johannes Ploß erwähnt.

Auf Bauers Landkarte 1716 ist die Mühle nicht eingetragen, doch führt das Zedtw. Inv. 1740 einen Christoph Wagner an, der für diese Mühle in Betracht kommen könnte. Schulrat i. R. Adolf Wunderlich, der beste Kenner der Geschichte der Mühlen im Ascher Gebiet, neigt in seinem Manuskript „Ein Beitrag zur Geschichte der Wernersreuther Mühlen” zu der Annahme, daß „die Mühle Nr. 4 bereits in der Mitte des 17. Jahrhunderts bestand und daß darauf Goßler und nach ihnen Ludwig saßen”, ehe sie in die Hände der Hädler kam.

Der Betrieb der Mühle wurde nach 1930 eingestellt, das Anwesen wurde dann zum landwirtschaftlichen Zwecken angewandt. 1941 wurde Wilhelm Ploss – Landwirt in der Nr. 4 erwähnt.

Die ehemalige Mühle, die oberhalb der Villa Martha stand, wurde in Nachkriegszeiten abgerissen.

Obere Hädlermühle

Die obere Hädlermühle


2

Untere Hädlermühle, Nr. 114

mundartig die ünta Haalamll,

war die zweite Mühle am Elster. Sie ist im sächs. M. Bl. 154 sdl. vom Salerberg bei Cote 599 eingezeichnet, aber ohne Namen. In der Josef. Karte 1782 ist die Untere Hädlermühle auch ohne Namen vermerkt. 1847 wird sie von Sommer die „Neue Hädlermühle” genannt. In der Landkarte des stabilen Kataster von 1841 ist Schwarze Gälten (?) aufgeführt. Der Erbauer war jedenfalls Johann Nicol Hädler, der sie seinem Sohn Johann Georg Hädler vererbte. Die Mühle war nicht nur eine Mahlmühle, sondern auch eine Sägemühle und eine Leinöl-Quetsche. Der Betrieb dieser Mühle wurde 1885 eingestellt. Schmidt sowie auch Tittmann führt die Mühle schon nicht mehr an. 1906 ist in der Nr. 114 Johann Hädler – Landwirt und 1941 Gustav Hädler - Landwirt erwähnt.

Das Anwesen wurde in den Nachkriegsjahren abgerissen.

Untere Hädlermühle

Die untere Hädlermühle


3

Goßlermühle, Nr. 12-13

mundartig Goßlamll oder Palasmll, Palassnmll.

Die dritte Mühle an der Elster lag bei dem Ortsteil Klatschhausen. In dem Kontrakt der Herrschaft mit dem Wernersreuther Fronbauern Erhard Wettengel 1606 wegen Umwandlung des herrschaftlichen Pochwerks in eine Mahlmühle (die Glöckelmühle) wird Wettengel angehalten, bei der Errichtung des Mühlwehrs auf die Interessen der „Oberen Mühle” (später Goßlermühle) Rücksicht zu nehmen (daß nämlich das Wasser unter der Radstube freien Abzug erhielt, wenn kurz unter der Mühle ein Wehr neu errichtet wurde). Außer der Oberen Mühle gab es damals in Wernersreuth nur noch eine, nämlich die Untere Mühle (Sorgermühle). Auf der Oberen Mühle (Goßlermühle) werden die Fattiger kundbar, die bereits im 30jährigen Krieg auf dieser Mühle saßen. Johann Fatticher, „Müller auf der oberen Mühle in Wernersreuth”, starb am 12. 7. 1701 (Ascher Kb.). Der ältere Hans Fattiger hatte zum Mahlgang und Oelgang einen Schneidgang hierzu erbaut. 1703 ging die Mühle gänzlich in Goßlerschen Besitz über, nachdem ein Goßler schon 1691 die Hälfte davon erworben hatte. In dem langjährigen Wasserstreit zwischen dem Goßlermüller und dem Zedtwitz'schen Fronbauern Jonas Ludwig 1715-1720 wird die Mühle von betagteren Zeugen auch „Krumbmühle” genannt, noch 1718. Doch dringt nun der Name Goßlermühle durch und hält sich bis zur Vertreibung 1946. In Wernersreuth war aber in der Vorkriegszeit mehr der Name „Palas- oder Palassnmühle” üblich, weil im 19. Jahrhundert ein gewisser Palas (Paulus, recte Wunderlich) von Oberreuth in die Mühle eingeheiratet hatte (Johannes Wunderlich nach 1860). In ähnlicher Weise hieß die 3. Mühle unter Asch in Unterschönbach nach ihrem Besitzer Christian Jäckel die Christianassen-Mühle.

Ein Goßlermüller tritt schon in der Roßbacher Kirchenrechnung vom Jahre 1585 auf; diese Buchung bezieht sich aber jedenfalls auf eine Sahlmühl bei Roßbach (Bahnelmühle); denn, wie schon erwähnt, wurde der Schneidgang in der Goßlermühle zu Wernersreuth erst unter Fattigers Besitz eingebaut, also erst im 17. Jahrhundert.

Die Goßler-Mühle mit der doppelten H.Nr. 12-13 wurde vom Oberlehrer Eberl „Vierzehn-Tage-Mühlen” genannt, wohl weil die Goßler-Gebrüder abwechselnd je vierzehn Tage mahlten. Es war eine Kornmühle mit einem oberschlächtigen Mühlrad mit der Leistung von 2 Pferdestärken.

1906 saß an der Mühle der Müller Lorenz Wunderlich und sein Bruder Johann der Landwirt. Beide Gebrüder verkauften das Anwesen vor dem Ersten Weltkrieg an den Ascher Färbereibesitzer Ernst Adler. 1930/35 wurde als Müller Wolfgang Braun erwähnt. Der Betrieb der Mühle wurde am Ende den 1930er Jahren eingestellt, 1941 ist in der Nr. 12 Albin Braun - Landwirt erwähnt.

Das Anwesen wurde anfangs den 1950er Jahren abgerissen, an der Luftaufnahme von 1953 ist es schon nicht mehr vorhanden. Übrig geblieben ist nur der Mühlteich.

Gosslermuehle Gosslermuehle Hof Gosslermuehle Innen

Die Inneneinrichtung und oben der Hof der Gosslermühle

Gosslermuehle

Landkarte des stabilen Katasters von 1841 mit der Gosslermühle und der Unteren Hädlermühle; ‌ © ÚAZK


4

Knöckelmühle / Glöckelmühle, Nr. 27

mundartig Glecklmll.

Die Knöckelmühle war die vierte Wernersreuther Mühle. Zuerst war die Mühle ein herrschaftliches Pochwerk zum Wernersreuther Zinnbergwerk. Eine Urkunde von 1606 beschreibt den Übergang des Pochwerks zu einer Mahlmühle. Damit endet im wesentlichen der Zinnbergbau im ganzen Ascher Bezirke. Adam von Zedtwitz ließ den Besitzer des Wernersreuther Fronhofes namens Erhard Wettengel auf seine Unkosten eine Mahlmühle auf einen Gang darauf bauen. Laut Brambacher Kb. war später 1633 Hans Rogler auf der Mühle. Nach Rogler folgten Müller verschiedenen Namens: Wolf Künzel, Wolf Wettengel, Michael Rogler, Hans Schaller, Stefan Heinzmann und Georg Ploß, worauf die Mühle 1702 mit Johann Sebastian Knöckel (1665-1756) an das berühmte Müllergeschlecht der Knöckel Einzug hielt, bis sie nach 1801 durch Einheirat an einen Johann Nikol Wunderlich kam

Ab ca. 1830 wurde die Mahlmühle in eine Schneidmühle für Schindelerzeugung umgewandelt, von Sommer wird sie 1847 schon nicht mehr als Mahlmühle angeführt. Tittmann nennt 1893 „die sog. Glöckel-Mühle Nr. 27 für Schindelerzeugung”. Mit solchen Sindeln waren bis zur Vertreibung viele Scheunen und auch manche Bauernhäuser gedeckt. Im 19. Jahrhundert war sie im Besitz von Johann Künzel, von Beruf Schindelmacher. Sein Sohn Max Künzel wird aber schon 1930 mit der Berufsbezeichnung „Maurer” geführt, weil die Schindeln seit längerem ganz aus der Mode kamen. So kommt es zu dem Paradox, dass sogar der Schindelerzeuger sein Dach (wohl um 1900) mit Eternit-Schieferplatten eingedeckt hat.

Im Volk hat sich nur der Name Glöckelmühle erhalten, nicht Knöckelmühle; es zeigt denn auch die Chorogr. Krieges-Carte aus dem Siebenjährigen Krieg (Hofer Museum) in Wernersreuth das Kartenzeichen für Kapelle (Glockentürmchen)! Auf der Mühle hätte einst ein Glöcklein gebimmelt. So gut das auch zu den mönchischen Gründervätern passen könnte - es ist leider reine Buchstabenverdrehung. Verständlich, weil die Knöckel in männlicher Linie 1801 auf der Knökkelmühle ausstarben und dann im Dorf nicht mehr bekannt waren.

Die Mühle arbeitete dann wohl als Brettschneide bis zur Vertreibung 1946. In den Nachkriegszeiten wurde die Betriebsgebäude der ehemaligen Mühle abgerissen, stehen geblieben ist nur das Wohnhaus der Knöckel-Mühle, das von den Besitzern sehr gepflegt wird.

Knöckelmühle

Ganz links die Knöckelmühle, letztes Haus in der Reihe rechts ist Gasthaus Wölfel, ganz rechts dann Wernersreuther Schulhaus

Knöckelmühle um 1970

Der Zustand der ehemaligen Mühle um 1970

Knöckelmühle 2016 Knöckelmühle 2016

Oben das Wohnhaus der ehemaligen Mühle, unten dann die Überreste der Betriebsstätte; ‌ © Thonbrunn Mai 2016


5

Obere Sorgmühle, Nr. 70

mundartig Sorchmll.

Diese Mühle lag einst im Unterdorf, oberhalb des Brückleins über Elster, und ist schon 1716 und 1782 in den alten Karten vermerkt, jedoch ohne Namen. Im Zedt. Inv. Kr. 1740 heißt sie „Sorg-Mühle”, aber auch „Sorgermühl”, und es wird ein „Unterer Müller zu Wernersreuth, sog. Sorger Müller” erwähnt, mit dem Zusatz: Schneidmühl. Diese Mühle war wohl die erste Mühle in Wernersreuth, vermutlich herrschaftlich; sie sollte sicherlich vorwiegend dem großen Fronhof dienen. 1677 wird als „Untermüller zu Wernersreuth” Johann Nikolaus Wunderlich genannt, im folgenden Jahr 1678 ausdrücklich „auf der Sorgmühle” (Ascher Kb.). Vorher saßen längere Zeit Künzel auf der Mühle. Die Wunderlich hielten sich auf der Mühle als Besitzer bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts (1893/1906 Johann Wunderlich). 1930/35 ist als Müller Christof Hendel erwähnt, 1941 dann als Letzter Hans Hendel). Die Sorgmühle wurde wohl als einzige in Wernersreuth bis zur Vertreibung 1946 betrieben. Sie hatte ein oberschlächtiges Mühlrad mit der Leistung von 2.1 Pferdestärken.

Die Mühle wurde anfangs den 1950er Jahren abgerissen. Auf der Luftaufnahme von 1953 sind nur noch die Überreste vorhanden. Merkwürdiger Weiße ist uns keine Aufnahme von dieser Mühle bekannt.


6

Untere (neue) Sorgmühle, Nr. 101

Die Untere Sorgmühle war recht kurzlebig (ca. 1840-1872). Um das Jahr 1840 wollte ein Wunderlich-Sohn aus der Oberen Sorgmühle auf eigenen Füßen stehen und baute sich auf verlassenem Familiengrund in der Schlucht seine Neue Sorgmühle. Rogler beschreibt es so: Die Untere Sorgmühle wurde erst nach 1832 von Lorenz Wunderlich in dem bäuerlichen Anwesen Nr. 101 nahe der alten Sorgmühle errichtet.

Als Kornmühle machte der Neubau dem Verwandten auf der Sägemühle Nr. 70 auch keine Konkurrenz. Dennoch ruhte auf ihm kein rechter Segen. Lorenz Wunderlich (geb. 1. 2. 1805) starb am 6. 4. 1872 kummervoll, denn sein Werk war am 6. 2. 1872 abgebrannt. Zwar baute sein Sohn Johann Michael Wunderlich die Mühle wieder auf, geriet dabei aber in Geldnot. Am 7. 1. 1881 übernahm sein Hauptgläubiger, der Niederreuther Rangmüller Johann Adam Prechtel, das Anwesen und vermietete es nur noch als Wohnstätte. Diese brannte erneut am 30. 6. 1896 ab und wurde nicht wieder aufgebaut. Wie erzählt wurde, war der Brand von einer Wahrsagerin im benachbarten Bayern aus dem Erdspiegel auf Jahr und Tag vorausgesagt worden.


stabiler Kataster von 1841

Landkarte des stabilen Katasters von 1841; ‌ © ÚAZK


7

Reidemühle, Nr. 75-76

Prof. Dr. H. Braun erwähnt im Ascher Rundbrief noch eine siebte Mühle in Wernersreuth, die 1894 abgebrannt sein soll. Sie hieß wohl einst „Reidemühle” und trug die Hausnummer 75-76. Beide Hausnummern sind zwar auf dem Wernersreuther Ortsplan als abgerissene Leerstellen aufgeführt (Stand von 1946), jedoch hätte es sich kaum um eine Mühle handeln können. Von Ort muss man nämlich feststellen, dass die Höhe der Stelle es unmöglich macht, hierher das Wasser von der unten fließenden Elster zuzuführen.

Auf der Landkarte des stabilen Katasters von 1841 ist dieses Anwesen auch nicht eingezeichnet worden. Wir glauben, dass es sich hier um eine Verwechslung mit der Oberreuther Röthenmühle (ursprünglich sollte sie Reidemühle heißen) handeln muss.

Karte Wernersreuth

Ein Ausschnitt vom Wernersreuther Ortsplan mit gekennzeichneter Stelle der angeblichen Reide-Mühle,
gelb sind die untere drei Mühlen gekennzeichnet


Oberreuth

Oberreuth war bis 1874 ein Bestandteil von Wernersreuth, deshalb wurde die Oberreuther Mühle auch unter diesem Ort aufgeführt.


1

Röthenmühle, Nr. 61

Diese Mühle war einst die einzige in Oberreuth. Sie lag im Südosten am Röthenbach. Die Mühle zeigt wechselnde Namensformen. Als Müller in der Röthenmühle (Rothenmühle) wird 1639 und 1640 Hans Diener und 1645 Andreas Diener kundbar (Brambacher Kb.). Im Taufregister der Ascher evangelischen Kirche (13. 5. 1654) ist ein „Hans Ludwig auf der Reidemühl” eingetragen, und seitdem saß dieses traditions reiche Müllergeschlecht der Ludwige, alias Räimbecha Mlla, ohne Unterbrechung auf der einsamen Mühle, bis sie im Jahre 1894 abbrannte. Danach wurde sie nicht mehr neu aufgebaut. Die Ruine war noch 1945 etwa stubenhohes Mauerwerk aus Bruchsteinen, überwuchert von Holunder und Brennesseln.

Der Name Reidemühl mag wohl der ursprüngliche und richtige Name der Mühle sein. 1716 heißt die Mühle auf Bauers Karte jedoch „Rotemühl”, 1740 im Zedtw. Inv. „Rottenmühl, Rötenmühl, 1782 „Rothemühl”, in der Ferd. Karte 1845/46 „Röthen M.”, 1870 in Büchners Karte Rothen-Mühl und in Tittmanns Htk. 1893 „Röthenmühle an der sächsischen Grenze, Nr. 61”. Reidemühle dürfte von ort. fremden Geistlichen oder Gerichtsschreibern (Gipser 1684, ein Schwabe?) als Rötenmühle aufgefaßt worden sein, zumal im Hinblick auf den vorbeifließenden Röthenbach. Von der Hausfarbe dürfte der Name Rotemühle kaum herkommen (unabgeputze Steinmauern), und das Müllergeschlecht der Wunderlich, alias Rot, in Unterschönbach (Rotenmühle), welches am ehesten zur Erklärung des Namens herangezogen werden könnte, ist auf der Mühle nicht nachgewiesen.

Rottenmühle (1740) könnte hindeuten auf mhd. rote, rotte = Schar, Gemeinde, Markgenossenschaft; Ordnung, Reihe, in welcher von jedem eine Verrichtung [eben das Mahlen] vorzunehmen ist. Die Mühle war ja nur die einzige Mühle im Ort; daher mußte eine gewisse Reihenfolge im Mahlen eingehalten werden.

Roethenmühle

Die Oberreuther Röthenmühle auf der Landkarte des stabilen Katasters von 1841; ‌ © ÚAZK

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